Unser Aquarium
6. Woche


So, das ist nun der letzte Bericht von unserem Aquarium in unserem Wohnzimmer. Die vergangene Woche war aber die absolut spektakulärste, seit dem wir uns das Equipment samt Besatzung gekauft haben. Aber ich will von vorne erzählen. Letzten Samstag war wieder Wasserwechsel angesagt. Diesmal gings flotter als beim letzten Mal. Zuvor allerdings wurden noch zwei neue Pflanzen eingesetzt. Eine hat einen ganz lustigen Namen. Cabomba :-). Der Grund war wie vor einigen Wochen der gleiche. Die vorherige Pflanze - eine Vallisnerie - ging einfach ein. Die Blätter wurden durchsichtig und fielen dann langsam aus. Also kurzer Prozess und raus mit dem Kraut. Jetzt steht vor dem Filter ein ganz dichter "Urwald". Ein idealer Schlafplatz für unsere Kleinen. Und wenn Anton mal wieder den Chef raushängen lässt, kann man sich dort prima verstecken. Auf dem Bild könnt Ihr die neue Bepflanzung sehen. Und obendrein ist auch der Filter gut versteckt.


Und weil wieder alle Insassen beim Wasserwechsel so brav waren, fütterten wir am Abend das erste Mal die Tubifexwürmer. Ihr erinnert Euch, davon hab ich Euch letzte Woche berichtet. Ganz schön eklig sah dieses Lebendfutter aus, als wir es aus dem Beutelchen in eine Schüssel geschüttet haben. Man konnte gut die einzelnen Würmer in dem rotbraunen Knäuel erkennen. Dieses Würmergewirr beförderten wir mittels einem Zahnstocher ins Becken, wo die hungrige Meute schon darauf lauerte. Kaum waren die Würmer im Wasser stürzten sich alle wie die Haifische darauf und kämpften um jeden Wurm. Sie rissen mit ihren Mäulchen das Knäuel auseinander und werkelten bis kein Wurm mehr zu sehen war. Sogar die kleinen Panzerwelse schlangen die Tubifexwürmer nur so in sich hinein. Der einzige der den ganzen Festschmaus verpasste war unser Balduin. Der saß friedlich in seiner Höhle unter der Burg. Tja, wer nicht kommt zur rechten Zeit... :-). Auf den nächsten beiden Bildern seht Ihr welch Gaudi diese Würmer ins Becken gebracht haben. Anton (Pfeil) natürlich wie immer vorn dabei.



Ein paar Tage später waren wir wieder beim Tierladen und haben nochmal eine Ration Lebendfutter mitgenommen. Dieses Mal waren es weiße Mückenlarven. Die Mückenlarven haben wir ebenfalls in gefrostetem Zustand bei uns in der Kühltruhe. Aber wenn der Happen lebt, dann macht Fressen gleich nochmal so viel Spaß. Die zuckenden Larven waren noch begehrter als die Tubifexwürmer denn diese können nämlich wegschwimmen. Eine lustige Jagd begann so im Aquarium. Keine Mückenlarve wurde auch nur annähernd verschont. Für Balduin haben wir spezielle Wels-Chips gekauft, die er mit seinem Saugmaul wegraspeln kann. Wenn die anderen Ihr Leckerli bekommen, dann kriegt Balduin jetzt so ein Chips. Ich legs ihm immer in seine Burg. Richtig knuffig schaut es aus, wenn Balduin dann sein Mäulchen über den Chip stülpt und zu nuckeln anfängt. Wenn einer der Panzerwelse ankommt und nur dran riechen will, wird er richtig bös und schlägt um sich. Apropos Panzerwels. Ein großes Wels-Mädchen hat nun auch einen Namen bekommen. Mein Mann hat sie auf "Knopfaugen-Martha" getauft, weil sie so schöne dunkle Augen hat. Hier seht Ihr sie von der Seite und von vorne.




Ja und dann war da noch so eine Sache mit einer Pflanze. Binnen einem Tag wurde dieses ehemals prächtig gedeihende Grünzeug ratzekahl gefressen. Ja...gefressen! Und zwar von unseren orangen Damen und Herren. Als ich mal ins Becken schaute knabberten gleich zwei unserer Nimmersatts daran herum. Was sag ich, sie rissen, zerrten und zogen an den zarten Blättern bis sie sie ausgerissen haben. Und schwuppdiwupp verschwanden diese auch schon in ihren Bäuchen. Da half auch unser leckeres Salatblatt nix mehr. Das wurde zwar auch angeknabbert, schmeckte aber wohl nicht so gut wie diese schöne Pflanze. Hier ein Vorher-Nachher-Bild.



So und jetzt kommt der Hammer! Es war gestern Nachmittag. Ich kam vom Büro nach Hause und freute mich auf einen schönen Quatschabend mit meiner Freundin Susanne. Mal wieder Weiberabend, da mein Schatz zur Zeit beruflich in Belgien weilt. Bis Susanne kommt, kannst ja mal wieder das Wasser testen, dachte ich mir und packte den Testkoffer auf den Wohnzimmertisch.
Den wichtigsten Wert, Nitrit, wollte ich zuerst feststellen. Ich füllte also die vorgegebenen 5 ml in die Küvette und tröpfelte 5 Tropfen von Reagenz 1 und 5 Tropfen von Reagenz 2 hinein. Ich dachte mir schon beim Ausführen dieser Tätigkeit, dass das Wasserpröbchen heute aber dunkel ist. Normal ist es fast farblos bis leicht gelblich. Ich wartete die 3 Minuten ab und sah gespannt zu wie sich das Wasser immer dunkler und dunkler verfärbte. Nach Ablauf der Wartezeit las ich das Ergebnis auf der Farbscala ab und mir fielen fast die Augen aus den Höhlen...Nitritwert 1,0 mg pro Liter!!! Absolut HOCHGIFTIGE Konzentration!
Mein Herz setzte einen Sprung aus und ich betrachtete die Fische. Denen war nix anzumerken. Alle fröhlich und munter paddelnd im Becken. Was tun sprach Zeus? Im Internetforum wird in solchen Fällen zu einem 80 %igen Wasserwechsel geraten. Also gut, ran ans Werk. Geräte vom Strom, Abdeckung heruntergerissen, Eimer bereitgestellt, Schlauch ins Becken (diesmal ohne Mulmglocke), Wasser ansaugen und los gings. Die ersten Liter plätscherten hinein in den Kübel. Plötzlich ließ der Fluss stark nach. Ich untersuchte das Ventil, doch das war offen bis zum Anschlag. Ich schaute zum anderen Ende, das im Becken hing und schon folgte der nächste Schreck! Ein Platy-Mädchen hing zappelnd am Ansaugstutzen und verstopfte so den Durchlass.
Weil die neugierigen Herrschaften auch überall ihre Nase reinstecken müssen! Ich schüttelte die unvorsichtige Dame aus dem Trichter und saugte wieder das Wasser an. Dreieinhalb volle Eimer schleppte ich so ins Bad und übergab das vergiftete Wasser der Kanalisation. Und jetzt wieder Frischwasser hinein. Tja, mit Mann als Helfer geht das problemlos. Der hebt den Kübel hoch über den Kopf, so dass das frische Wasser durch den Schlauch ins Becken rinnt. Aber ich war allein. Die abenteuerlichsten Konstrukionen fielen mir ein. Zum Schluss entschied ich mich für die ungefährlichste Methode: Eimer nur halbvoll machen und per Handbetrieb vorsichtig ins Becken schütten. Ich musste zwar ungefähr 20 Mal zwischen Bad und Wohnzimmer hin und her rumpeln, aber so gings ungefährlich und sicher. Als das Becken wieder voll war, kippte ich noch eine große Portion Nitrivec (Ein Mittel das den Nitritabbau beschleunigt) hinein und überließ unsere Schützlinge ihrem Schicksal. Ich rief sicherheitshalber beim Tierladen an und berichtete was vorgefallen war. Unser netter Tierladenmann meinte, ich hätte alles richtig gemacht und so war ich dann doch schon wieder ein wenig beruhigt.

Mittlerweile traf Susanne ein. Bei Tee und Plätzchen wurde die Lage besprochen und festgestellt, dass alle immer noch putzmunter umherschwammen. Es wurde dann doch noch ein gemütlicher Quatschabend. Als Susanne dann gegen 22 Uhr aufbrach, testete ich noch einmal das Wasser. Das Nitrit war zwar gesunken, jedoch immer noch mit 0,5 mg nachweisbar. Ich holte erneut den Eimer und ließ nochmal ca. 15 Liter ab und füllte wieder frisches Wasser auf. Völlig k.o. schlüpfte ich um ca. 23.15 Uhr ins Bett und schlief sofort ein.
Als ich heute aus der Arbeit kam, führte ich sofort einen Nitrit-Test aus. Die Konzentration lag zwischen 0,5 und 0,3 ml pro Liter. Ich wiederholte das Spielchen von gestern Nachmittag und schleppte erneut das Wasser kübelweise ins Bad. Das Frischwasser versetzte ich wieder mit Nitrivec und startete erneut einen Notruf beim Tierladen. Man teilte mir mit, dass morgen noch einmal ein großer Wasserwechsel erfolgen muss und die Fütterung für zwei Tage ausgesetzt werden soll. Außerdem erzählte ich, dass sich besagte Platy-Dame im Ansaugstutzen verfangen und sich dabei verletzt hat. Ein paar Schuppen stehen vom Körper ab. Wie eine Schramme sieht das aus. Das sei jedoch nicht weiter schlimm, sagte mir der Tierladenmann am Telefon. Na dann warten wir mal ab. Jedenfalls haben alle den Schock gut überstanden und kein Fisch musste sterben. Hätten wir jedoch empfindlichere Fische im Becken, wären wohl einige Verluste zu beklagen gewesen. Unsere Platys und Welse sind dagegen sehr robust und kommen mit Veränderungen im Wasser gut zurecht. Na dann haben wir ja nochmal Glück gehabt.

Das nun war die letzte Reportage von unserem Unterwasser-Abenteuer. Und wer weiß, vielleicht gibt es im nächsten Jahr wieder was zu erzählen, wenn wir uns ein 200 Liter Becken anschaffen und einrichten wollen. Zum Abschluß noch ein Bild von unserem Unterwasser-Biotop. Es ist keine 2 Stunden alt und wie Ihr seht, sind alle wohlauf. Ich hoffe, Ihr hattet viel Spaß beim Lesen meiner Berichte und konntet ein bisschen "mitfühlen" in den vergangenen 6 Wochen. Ich bedanke mich abschließend noch bei unserem Tierladen, der uns immer mit Rat und Tat zur Seite stand. Ohne diese kompetente und stets freundliche Beratung hätten wir bestimmt nicht so viel Freude an unseren kleinen Rackern.



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