Nach langem Suchen über Hexengeschichten aus meiner Heimat bin ich nun endlich fündig geworden.
Ein fast 80 Jahre alter Mann, genannt der „Perchtenvater“ konnte mir weiterhelfen.
Ich besuchte ihn eines schönen Winternachmittages und er sagte mir was er wusste...
In Bayern, speziell im Landkreis Ebersberg (Oberbayern) wurden erst sehr spät ein
Hexenprozess bekannt. Der „Perchtenvater“ hat ihn mir erzählt.
Die Bäuerin von Winden
Im Jahre 1608 war eine eheliche Hausfrau aus dem kleinen Weiler Wind in der Nähe von Markt Schwaben sogar in der damals
fürstlichen Residenzstadt München in aller Munde.
Der Sommer des Jahres 1607 hatte nicht das gehalten was sich die Bauern versprochen hatten. Viele Missernten wurden eingefahren.
An einem Septembertag betrat der Pfarrer das Forstinninger Gotteshaus und bemerkte sogleich merkwürdige Dinge. Eine offensichtlich
verwirrte Frau besprengte sich und sämtliche sakrale Gegenstände mit Weihwasser und schrie unablässig obszöne Worte. Als die Frau
von panischer Angst getrieben am Pfarrer hinaus zur Kirche eilte erkannte er sie als die Bäuerin von Wind.
Er wunderte sich über das äußerst ungewöhnliche Gebaren der angesehenen und gutgestandenen Bauersfrau. Er kam zu dem Schluss,
dass eine derartige Schändung der Kirche nur vom Teufel ausgehen könne. Nachdem ein bitteres Hungerjahr bevorstand, waren demnach
alle bereit die Schuldigen dingfest zu machen da man damals überall Hexenpack und Teufelswerk vermutete das dem Segen des Himmels
abgeschworen hatte.
So kam es nun, dass schon nach wenigen Tagen die Bäuerin von Winden beim Gericht von Schwaben als teuflische Hexe verklagt wurde.
In der Nachbarschaft wurde fieberhaft nach Beweisen für ihr Hexenwerk gesucht. Die Leute glaubten sich an allerlei geheimnisvolle
Machenschaften zu erinnern. Als schließlich sogar von Wettermacherei die Rede war, wurde die Bäuerin von Winden kurzerhand verhaftet
und in den Falkenturm zu München gebracht.
Dort versuchte man, sie unter Anwendung der peinlichen Befragung und der damaligen Foltermethoden zu einem Geständnis zu zwingen.
Als trotz all dieser Misshandlungen kein Geständnis der Bäuerin zu erwarten war, versuchten milde Richter wegen geistiger Verwirrung
und Unzurechnungsfähigkeit der Bäuerin den Prozess human zu beenden.
Über den Winter 1607 / 1608 ist nichts weiter mehr geschehen.
Acht Monate lang schmachtete die Bäuerin von Winden ohne jegliche Mitteilung über den Stand des Verfahrens, den Schrecken der erlebten
Tortur vor Augen, ohne ordentliche Fürsprechung und ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt bis Mai in einem trostlosen Verlies des
Falkenturms...
Irgendwann im Frühsommer des Jahres 1608 erreichte eine entsetzliche Nachricht die alte Hofburg. Die Bäuerin von Winden hatte sich -
wohl aus Angst vor weiteren Folterungen - erhängt.
Als in München längst die Prozessakten über diesen Justizvorfall geschlossen waren, versuchte nun der Pflegeverwalter der Stadt den
Witwer der Bäuerin auf Schadensersatz für die entstandenen Gerichtskosten zu verklagen. Jedoch ohne Erfolg. Die Unkosten fielen der
Staatskasse zur Last.
„So hat es sich zugetragen...“ sprach der „Perchtvater“
und schloss damit die Geschichte der Bäuerin von Winden.
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