Island. Ein Land geschaffen von Feuer und Eis. 30 immer noch aktive Vulkane und der größte Gletscher Europas verändern die Landschaft stetig. Genau das richtige für uns Naturfreaks. Schon die alten Wikinger wussten, dass dieses Land als sie es im 9. Jahrhundert n. Chr. besiedelten, etwas Besonderes sein muss. Also, nix wie hin!



Tag 1, 15. Juli 2012
Unser erster Urlaubstag verlief ganz relaxt. Wir schliefen gemütlich aus und arbeiteten dann unsere To-Do-Liste ab. Uns pressierte gar nix, denn nach Island gings ja erst spät am Abend. Und so verbrachten wir den Tag mit Zeugs zusammensuchen, Kofferpacken, ein bisschen fernsehen und den Herrgott einen guten Mann sein lassen. Am Abend um 19 Uhr holte uns dann mein Papa ab und brachte uns zum Flughafen.
Eingecheckt hatten wir bereits am Abend zuvor praktischer Weise per Internet. Als wir dann unsere Koffer am Schalter aufgegeben hatten gabs erst noch was Leckeres zu essen. Mit ein wenig Verspätung starteten wir dann um 22:30 Uhr gen Norden. Wir flogen quasi der Sonne hinterher. Auf den kleinen Bildschirmen im Flugzeug konnte man so eine Parabelkurve sehen, wo es schon Nacht auf der Welt war. Island war immer ein bisschen außerhalb dieser Kurve. Und je weiter wir nach Norden kamen umso heller wurde es dann wieder. Als wir dann um 00:05 Uhr in Island landeten (Island hat 2 Stunden Zeitverschiebung. Bei uns wäre es 02:05 Uhr gewesen) war es immer noch hell! Wie abgefahren war das denn?! Die Sonne lag kurz hinter dem Horizont. Es war eine herrliche Stimmung. In den schönsten Orange- und Rosatönen leuchtete der Himmel. Wir nahmen dann noch unser Auto in Empfang und dann gings auch schon los zu unserer ersten Unterkunft. Hotel Vogar im Örtchen Vogar keine 15 km vom Flughafen entfernt. Nach dem Check-in stolperten wir mittlerweile schon recht k.o. auf unser Zimmer und fielen kurz darauf auch schon ins Bett. War doch ein mörderlanger Tag. Außerdem geht's morgen ja dann schon richtig los mit unserer Tour rund um die Insel. Draußen war es immer noch hell als uns dann doch der Schlaf übermannte und uns die Augen zufielen.

Tag 2, 16. Juli 2012
Um 7:30 Uhr waren wir heut schon wach! Schließlich hatten wir heute voll viel vor. Nach dem Frühstück gabs ein kurzes Telefonat daheim mit Mama, dass wir gut im hohen Norden angekommen sind. Danach packten wir unsere Koffer so um, dass wir nur das Wichtigste immer in einem Koffer haben und nicht immer beide Koffer mit in die Hotels bugsieren müssen. Als auch das erledigt war, stiegen wir in unseren Suzuki-Jeep und los gings. Eine kurze Strecke gings auf der Ringstraße Nr. 1 in Richtung Norden durch zerklüftete Lavafelder. Doch auf der Ringstraße fahren kann jeder. Wir bogen dann mal rechts ab und kurz darauf befanden wir uns schon auf der ersten Schotterpiste. Diese führte sehr hügelig durch ein landschaftliches sehr sehr schönes Gebiet. Wir sahen einen See, dessen Wasseroberfläche wie ein Spiegel so blank war. Überall erstarrte Lava von Ausbrüchen der Vulkane rund herum. Einfach genial! Dieses ganze Material war einmal tief im Bauch der Erde. Überall wuchsen kleine rosarote Blümchen, die wie ein dichter Teppich zu bauschigen Kissen zusammen standen. Wir fuhren weiter über grüne Heiden und überall grasen die Islandpferde friedlich auf der Weide. Unseren ersten blubbernden Schlammpfuhl haben wir auch schon entdeckt. Gleich am Straßenrand warnte ein Schild vor "hot springs", also vor heißen Quellen. In einem Loch blubberte heißer, fast schwarzer Schlamm stinkend vor sich hin. Aus den Spalten zischte und fauchte es und es kam hellgelber Rauch, der nach fauligen Eiern müffelte. Das ist Geologie hautnah! Hier ist es so heiß unter der Erde, dass sich der Schlamm verflüssigt und kocht. Genial! Als wir von der Piste wieder auf die Teerstraße kamen fuhren wir diese einfach geradeaus weiter. Immer in Richtung Süd-Ost. Nach einiger Zeit erreichten wir den Seljalandsfoss. Einen Wasserfall, der 65 Meter über eine scharfe Felskante in die Tiefe stürzt. Man kann auf einer Wiese bis fast ganz nach vorne gehen wo das Wasser in das Becken donnert. Ganz mutige können auf einem schmalen Pfad sogar hinten herum um den Wasserfall gehen. Kostenlose Dusche inbegriffen. Denn dort sprüht und tropft es überall. Wir waren mal nicht so mutig und guckten uns das Naturschauspiel lieber von vorne an. Danach gings weiter zum nächsten Highlight. Dem Skogafoss. Auch ein Wasserfall und fast genauso hoch aber viel breiter. Das Tosen, mit dem die Wassermassen in die Tiefe stürzen konnte man schon hören, bevor man den Wasserfall überhaupt sah. Hier an den steilen Berghängen fingen sich die Wolken, so dass eine mystische Stimmung herrschte. Jeden Moment vermutete man, kommen Orks um die Ecke gewackelt. Eine Sage behauptet, hinter dem dichten Wasservorhang würde ein Schatz versteckt sein. Nur leider weiß ich nicht wessen Schatz und welche Sage, denn ich bzw. wir können kein isländisch. Vielleicht gehört der Schatz ja einem Wikinger oder so. Hinter dem Skogarfoss weit oben auf dem Berg, dort ist der Eyjafjallajökull. Der Vulkan sorgte mit seinem Ausbruch vor 2 Jahren für ordentliches Chaos auf dem europäischen Festland.
Auf dem Weg zurück vom Wasserfall in unsere nächste Unterkunft kamen wir an einem Exhibition-Center vom Vulkanausbruch vorbei. Dort wurde Originalasche und Bimssteinbrocken vom Ausbruch verkauft. Naja, wers glaubt. Bimsstein liegt hier überall rum. Am Nachmittag erreichten wir unsere zweite Unterkunft. Das Hotel Hvolsvöllur im gleichnamigen Ort. Heute passiert nicht mehr viel. Wir sind mal richtig kaputt. Soviel Eindrücke, soviel Natur und so viel Action. Das will erst mal verdaut werden. Heute Abend gehen wir hier dann noch was essen und dann geht's zeitig in die Federn. Die letzte Nacht war kurz. Na dann, bis morgen. Morgen fahren wir zur Hekla. Man sagt, dort würde der Eingang zur Hölle verborgen liegen…

Tag 3, 17. Juli 2012
Um 21 Uhr sackten wir völlig platt ins Bett. Draußen schien noch die Sonne! Aber das war uns wurscht. Fehlender Schlaf muss nachgeholt werden. Heute brachen wir dann wieder zeitig auf Richtung Hekla. Leider konnte man den Vulkankegel nur erahnen, denn es war heute sehr wolkig. Im Hekla-Visitor-Center kauften wir dann ein Buch über die Trolle Islands. Kurz darauf befanden wir uns schon auf der Schotterpiste nach Landmannalaugar. Es staubte fürchterlich hinter uns. Die Piste wurde bald nur noch ein schmaler Fahrweg durch die unterschiedlichsten Landschaften. Aschehügel und erkaltete Lavaströme des letzten Hekla-Ausbruches bestimmten das Bild. Überall am Straßenrand standen Steinmanderl herum. Steinmanderl sind von Menschenhand aufgetürmte Kegel aus diesen Bimssteinen. Wir hielten oft an und machten Fotos von dieser unwirklichen Gegend. Man glaubte, man sei auf dem Mond oder auf einem ganz fernen Planeten. Echt der Wahnsinn. Ein paar Kilometer weiter wurde es dann wieder grüner. Die Berghänge leuchteten in den verschiedensten Farben. Mal braun, mal rötlich, dann wieder hellgrün. Ein Fest für die Augen! Hinter jeder Kurve sah es anders aus. Wir fuhren durch erkaltete Lavaströme, steile Hänge hinauf und drüben wieder hinunter. Rundherum war einfach nichts. Nichts außer der puren Natur. Der Fahrweg war mal schwarz vor Asche, mal sandig und dann wieder voller Geröll. Uns schüttelte es ganz schön durch. Das Spannendste war allerdings, dass wir mehrere Flüsse durchqueren mussten. Man fährt vorsichtig ans Ufer heran und prüft erst einmal die Furt. Wo ist am wenigsten Wasser. Wenn Gegenverkehr kommt, dann wartet man einfach ab, wo derjenige langfährt. Da fährt man halt dann auch rein. Die Landsleute hier mit ihren hochbeinigen Geländewägen sind auch sehr nett und sagen einem wo es am ungefährlichsten zu queren ist. Trotzdem ist es wahnsinnig aufregend, einfach so in einem Fluss hinein zu fahren. Doch Wolfi hat den Dreh ziemlich schnell rausgekriegt. Mit jeder Furt wurde die Überquerung sicherer. Direkt nach Landmannalaugar fuhren wir jedoch nicht, denn die Furt durch die man hindurch musste war sehr tief und einen Motorschaden wollten wir nicht riskieren. Wir drehten wieder um und fuhren dann zur Vulkanspalte Eldgja, der "Feuerspalte". Ein Paradebeispiel für Spaltenvulkanismus und mit 40 km Länge, 600 m Breite und mit bis zu 200 m Tiefe die größte Eruptionsspalte der Erde. Wir parkten unser Auto am Parkplatz und wanderten dann hinter in die Spalte zum Ofaerufoss, einem mehrstufigen Wasserfall. Große Felsbrocken lagen teilweise im Weg. Auf einigen war eine Tafel mit Datum und dem Wort "Rock Slide" angebracht. Also Steinschlag. 2010 und 2011 kamen von den Hängen richtig dicke Brocken herunter. Man kann nicht verhindern, dass sich ein leicht mulmiges Gefühl in einem breitmacht, wenn man die Berghänge so hinaufschaut und hofft, dass am heutigen Tag nix herunterfällt. Leider fing es aber immer stärker zu regnen an und bis wir am Wasserfall ankamen waren wir schon patschnass. Also schnell ein paar Fotos geschossen und schnell wieder zurück. Im Auto schälten wir uns dann aus den nassen Klamotten und zogen uns frische an. Praktisch, wenn man seinen Koffer immer dabei hat. Im Auto bollerte die Heizung auf voller Kraft und so konnten wir uns schnell wieder aufwärmen. Jetzt aber schnell in unser nächstes Quartier. Die letzten 30 km Schotterpiste und Geröllhalde lagen vor uns. Und wieder wechselte ständig die Landschaft. Wir waren richtig geflasht. Die Elfen und Feen huschten immer schnell zur Seite wenn Wolfi angebrettert kam. Die kleinen Staubteufel am Straßenrand haben sie verraten *g*. Ohje… ich schweife schon wieder ab. Aber die Landschaft hier die lädt einen geradezu ein, überall Trolle, Feen und Elfen zu vermuten. Teilweise sehen die Felsen und Lavabrocken tatsächlich so aus, als hätten sie Gesichter. Nun sitzen wir frisch geduscht in unserem Quartier für heute. Hotel Geirland. Ein bisschen außerhalb vom Ort Kirkjubaejarklaustur. Man kann die Ortsnamen hier kaum aussprechen. So, und jetzt gibt's noch lecker was zu essen und dann is gut für heute. Was für ein Abenteuer! So richtig nach unserem Geschmack.

Tag 4, 18. Juli 2012
Richtig geschlemmt haben wir gestern. Lecker Suppe, Pasta mit Huhn und einen warmen Schokoladenkuchen als Nachspeise. Boah war das gut! Heute früh gings dann schon wieder zeitig vom Hof. Zuerst besuchten wir Nupstadur, einen kleinen Grassodenhof der bis vor kurzem noch bewirtschaftet wurde. Die kleinen Häuschen sind alle mit Gras und Blumen überwuchert. Schaut recht nett aus. Eine Kirche gibt es auf dem Hof auch. Naja, nennen wir es Kapelle, denn innen drin ist nicht viel Platz und man kann kaum drin stehen. Hinter dem Hof ragen schon die steilen grünen Berghänge auf. Einige Felsen sehen wie Gesichter aus, die friedlich auf das Gehöft blicken. Eine eigenartige Stimmung war das heute, vor allem weil der Nebel und die Wolken umherwaberten. Im Anschluss daran fuhren wir in den Skaftafell Nationalpark wo man herrlich wandern kann. Auf verschiedenen Wegen erreicht man unter anderem einen Wasserfall und eine Gletscherzunge des großen Vatnajökull-Gletschers. Den Wasserfall haben wir uns mal geschenkt und wanderten deshalb gleich zum Gletscher. Auf einem gemütlichen Weg gings der Kälte entgegen. Je näher man der Gletscherzunge kam umso frostiger wurde es. Auf dem Aussichtshügel wehte uns ein eisiger Wind ins Gesicht. Deshalb hielten wir uns dort auch nicht lange auf, sondern spazierten wieder gemütlich zurück zum Parkplatz, wo es auch gefühlte 10 Grad wärmer war. Nach einem kleinen Snack fuhren wir weiter auf der Straße Nr. 1, den gewaltigen Vatnajökull mit seinen unzähligen Gletscherzungen immer im Blick. Bei einem unscheinbaren Abzweig fuhren wir links rein und schon bald standen wir vor einer eisigen Gletscherlagune mit Eisbergen darin. Das Eis schimmerte in verschiedenen Blautönen. Leider kann kein Foto die herrlichen Farben einfangen, die wir gesehen haben. Wir stiegen den Hang hinab und ließen ein paar Kiesel durch die Lagune flitschen. Danach versuchten wir die Eisblöcke, die still und mächtig vor sich hindümpelten mit Steinen zu treffen. Weiter gings dann zum Jökulsarlon. Das ist auch eine Gletscherlagune in der man mit einem Boot durch die Eisberge schippern kann. Das machen wir dann morgen. Wenn man Glück hat, kann man Seehunde sehen. Zum Schluss unternahmen wir noch einen kleinen Abstecher zum Meer. Schwarzer Sand und aus der Lagune trieben immer wieder größere und kleinere Eisberge aufs Meer hinaus. Der ganze Strand war voller Eisblöcke. Teilweise waren die Brocken glasklar und vollkommen rein. Tausende Jahre altes Eis, vom Gletscher abgebrochen und vor unsere Füße gespült. Einfach Wahnsinn! Wir mögen ja sowas. Kurze Zeit später kamen wir auch in unserer nächsten Unterkunft an, dem Hotel Smyrlabjörg. Dort sind wir diesmal zwei Nächte. Morgen unternehmen wir wie gesagt, die Bootsfahrt in der Gletscherlagune und gerade eben haben wir eine Schneemobil-Tour auf dem Vatnajökull gebucht. Wow! Das wird wieder ein spannender und erlebnisreicher Tag morgen. Na dann, bis morgen Ihr da draußen im Süden.

Tag 5, 19. Juli 2012
Wir erlebten heute einen eisigen Tag. Heute drehte sich alles um Schnee und Eis. Am Vormittag brachen wir zur Gletscherlagune Jökulsarlon auf. Schnell war das Ticket für die Bootstour organisiert. Mit einem Amphibienfahrzeug gings dann hinein in die eisigen Fluten. Wir schipperten ziemlich nah an den Eisbergen vorbei. Als der Kapitän dann den Motor verstummen ließ, wurde uns allerlei Interessantes über den Gletscher und die Eisberge erzählt. Unser weiblicher Guide (die nette Dame kam übrigens aus Österreich *g*) fischte nach einem kleineren Eisblock und präsentierte ihn der staunenden Menge. Sie erzählte, dass das Gletschereis hier ca. 1000 Jahre alt ist. Es bricht irgendwann vom großen Gletscher ab und dümpelt dann durch die Lagune. Sie erklärte uns auch, warum manche Eisberge so schön hellblau schimmern. Das kommt daher, dass sich dieser Eisberg einmal gedreht hat, beziehungsweise umgekippt ist. Dann leuchtet das Eis so herrlich blau, eisblau eben. Der Dreck und die schwarzen Stellen im Eis kommen durch die Vulkanasche, die es bei jedem Ausbruch umherwirbelt und die sich überall niederschlägt. Außerdem sind die dunklen Stellen der Abrieb, den der Gletscher aus dem Berg gehobelt hat. Übrigens wurde auf dieser Lagune eine Szene für einen James Bond Film (Die another day) gedreht. Die Filmemacher machten die Engstelle zum Meer einfach mit einem Damm zu und 2 Wochen später war die ganze Lagune zugefroren. Durch die Verbindung zum Meer, so erfuhren wir, friert die Lagune nicht zu, da das Meerwasser wärmer ist, als das in der Lagune. Lauter spannende Sachen, die wir da heute erfahren haben. Auf dem Heimweg machten wir noch kurz Halt am Heinabergsjökull. Hier war es schön einsam und still. Wir parkten unser Auto und spazierten dann zum Gletschersee. Es war so still, dass man manchmal das Eis knacken und knirschen hörte. Ein einmaliges Erlebnis. Am Ufer bauten wir aus verschieden großen Steinen und Kieseln unsere persönlichen Steinmanderl. Vielleicht stehen die ja auch ein paar hundert Jahre. Wer weiß das schon… Am frühen Nachmittag startete das zweite Highlight für diesen Tag. Wir fuhren wieder eine Schotterpiste den Berg hinauf. In engen Serpentinen wand sich der Weg die grün bewachsenen Hänge empor. Die Wolken kamen immer näher und es fing leicht zu nieseln an. Die Landschaft wurde immer unheimlicher. Immer wieder konnte man einen Blick auf den gewaltigen Vatnajökull erhaschen. Nach 16 Kilometern erreichten wir dann die Hütte Jöklasel auf der Gletscherzunge Skalafellsjökull. Wir mussten noch auf ein paar doofe Franzosen warten aber dann gings los. Wir bekamen Overalls, Helm und Gummistiefel. Eingepackt wie Michelin-Männchen wackelten wir wie die Pinguine zu den Schnee-Mobilen. Nach einer kurzen Einweisung wie man diese Höllenmaschinen handhabt gings auch schon los. Wolfi fuhr und ich war seine Sozia. Was für eine Gaudi! Mit 60 km/h über den Schnee zu bügeln! Auf einer Hochebene machten wir dann Halt. Unser Tour-Guide packte sein Wissen über den Vatnajökull aus und alle hingen wir an seinen Lippen. Er erzählte, dass es pro Jahr zwischen 6 und 10 Meter Neuschnee gibt auf dem Gletscher. Im vergangenen Winter waren es allerdings 16 Meter. Die Schneemassen pressen quasi das darunter liegende Eis immer mehr zusammen. Deshalb hat der Vatnajökull so viele Gletscherzungen, da das Eis ja irgendwo hin will. So dehnt sich der Gletscher pro Jahr ca. 30 Meter aus. Gleichzeitig schmelzen aber wieder ungefähr genau so viel Meter Gletscher weg. Es ist also ein ewiger Kreislauf. Flächenmäßig ist er der größte Gletscher in Europa und drittgrößter Gletscher weltweit. Das Eis ist zwischen 300 Meter und einem Kilometer dick. Unter dem Vatnajökull verbergen sich gefährliche Vulkane. Letztes Jahr brach der Grimsvötn aus. Zum Glück war dieser Ausbruch nicht so dramatisch. Denn wenn Vulkane unter den Eismassen ausbrechen, kann das zu verheerenden Gletscherläufen führen. Das heiße Magma schmilzt das Eis in Sekundenschnelle. Das Wasser verdampft sozusagen. Durch den Druck sprengt es den Gletscher wie bei einer Sektflasche den Korken weg und die Fluten fangen an zu wüten. 1996 hat es hier mehrere Brücken durch einen gewaltigen Gletscherlauf weggerissen. Die verbogenen Stahlträger kann man hier auf einem Parkplatz in der Nähe noch sehen. Wieder zurück auf der Hütte mussten wir erst mal eine eiskalte (hahaha Wortwitz) Cola zischen. Soviel Action macht platt. Zurück ging es auf dem selben Weg. Im Hotel angekommen gabs dann erst mal eine heiße Dusche nach so viel Eis und Schnee. Jetzt haben wir uns unser Abendessen aber sauber verdient. Also dann, guten Hunger und bis morgen!

Tag 6, 20. Juli 2012
Von dieser sagenhaften Mitternachtssonne kriegen wir nie was mit, denn um 21 Uhr geht der Schalter aus und wir schlafen auf der Stelle ein weil wir jeden Tag so dermaßen erledigt sind. Dafür sind wir schon immer früh auf den Beinen. Heute gings in den Osten von Island. Auf der ca. 300 km langen Fahrt haben wir wieder spektakuläre Natur bewundern können. Wettermäßig war heute auch alles dabei was das Repertoire hergab. Wir hatten Regenschauer in unterschiedlichen Intensitäten, Nieselregen, Nebel und grandiosen Sonnenschein. Wir fuhren an den Fjorden im Osten entlang. Hinten im Fjord fingen sich die Wolken und es war auf einen Schlag neblig. Kaum ein paar Kilometer weiter schien wieder die Sonne. An den Berghängen regnete es dann wieder. Außerdem haben wir heute viel Küste und den rauen Nordatlantik bestaunen können. An einem leider sehr vernebelten Rastplatz machen wir einen Fotostopp. Der lange schwarze Sandstrand führte ins Nirgendwo so schien es. Teilweise konnte man keine 10 Meter weit schauen, weil wieder eine Wolke vorbeiwaberte. Dafür wurden wir bei der nächsten Fotopause wieder entschädigt. Der Niederschlag zauberte kleine Wassertropfen an die Pflanzen, die wie Perlen an ihnen hafteten und in der Sonne glitzerten. Irgendwann bogen wir links ab und landeten nach kurzer Fahrt in einem grünen Tal, das vor langer Zeit einmal ein Gletscher ausgehobelt hat. Die Sonne schien hier aus allen Knopflöchern und lud erneut zu einem kleinen Päuschen ein. Einige Bergehänge später erspähten wir auch schon den Wegweiser zum Ort Hallormstadur, wo wir übernachten. Nachdem es ja noch früh am Tage war, beschlossen wir einfach noch ein wenig weiter zu fahren. Und so landeten wir in Neskaupstadur. Dieser relativ große Ort für isländische Verhältnisse muss wohl früher durch den Fisch- und Walfang aufgestiegen sein. Überall konnte man noch Fabrikanlagen sehen. Wir fuhren soweit, bis die Straße nicht mehr weiterging und vor einem Wendeplatz endete. Ein schmaler Pfad führte an der Küste entlang. Wir stiegen aus und spazierten ein wenig herum. Es war hier so windig, dass es uns fast die Füße weggerissen hat. Nach ein paar Fotos drehten wir auch wieder um. Hernach wehts noch einen über die Klippen… muss ja nicht sein. Wir folgten nun den Schildern nach Hallormstadur und suchten unser Hotel. Gar nicht so einfach, denn Hallormstadur nennen sich hier nur ein paar Häuser die weit verstreut in der Landschaft liegen. Beim ersten Versuch sind wir glatt vorbei gefahren. Beim zweiten Anlauf klappte es dann auch mit der Einfahrt. Frisch geduscht sitz ich nun hier und tippe meinen Reisebericht für den heutigen Tag. Island beeindruckt von Tag zu Tag aufs Neue um nicht zu sagen, immer mehr. Jeden Tag eröffnen sich andere und faszinierende Landschaften. Jeden Tag wird man von Eindrücken überhäuft, die man erst einmal verdauen muss. Wir lassen den Tag ganz entspannt ausklingen und gehen jetzt erst mal was futtern. Wolfi hat Hunger wie ein Troll :-).

Tag 7, 21. Juli 2012
Heute gings in den Norden von Island. Viel interessante Natur lag wieder auf unserem Weg. Unser erster Stopp war der Dettifoss. Europas größter Wasserfall. Im Laufe der Jahrtausende haben sich die grauen Fluten der Jökulsa in den Basalt gegraben und eine tiefe Schlucht geschaffen in die der wasserreichste Wasserfall hinunterstürzt. Die Schlucht ist 25 Kilometer lang, 500 Meter breit und mit 120 Metern Höhe die gewaltigste Erosionsschlucht Islands. Quasi der Grand Canyon von Island. Durch die Sedimentfracht erscheint der Fluss Jökulsa dunkelgrau. Das Tosen des Wasserfalls ist ungeheuerlich wenn man davor steht und die Gischt die Hänge heraufsprühen sieht. Es war noch nicht einmal Mittag als wir vom Dettifoss wieder aufbrachen und so beschlossen wir kurzerhand noch weiter in den Norden vorzudringen. An der Küste entlang, immer das von Gischtkrönchen durchzogene stahlblaue Meer im Blick kurvten wir nach Kopasker. Ein total unspektakulärer Ort, aber kurz vorm Polarkreis laut Landkarte. Als wir gerade wieder umkehren wollten, entdeckte ich auf einem Felsen am Strand einen Seehund, der sich dort wohl ausruhte. Schnell raus aus dem Auto und ein paar Fotos gemacht. Einen Seehund am Polarkreis werden wir nämlich so schnell nicht mehr zu Gesicht bekommen. Weiter ging es dann wieder etwas südlicher auf der staubigen Piste nach Asbyrgi. Einer nordischen Sage zu Folge ist die Schlucht durch Odins 8-beiniges Pferd Sleipnir entstanden, als ein Huf den Boden berührte. Die Schlucht hat die exakte Form eines Hufabdruckes. Wir ließen unser Auto am Parkplatz stehen und spazierten den kurzen Wanderweg entlang durch einen Birkenhain zu einem kleinen See. Dort gabs viele Enten zu sehen und blöde Touristen, die mit Steinen nach den Tierchen warfen. Schrecklich! Von hier aus kann man noch zum Echo-Felsen kraxeln. Das haben wir uns allerdings geschenkt. Wir fuhren lieber weiter nach Hljodaklettar wo man eine bizarre Vulkanlandschaft bewundern konnte. Die eigenartigen Basaltformationen sahen wie ein Mosaik aus. Beeindruckend was die Natur alles kann. Nun war es auch langsam Zeit unsere nächste Unterkunft anzusteuern. Durchs Örtchen Husavik ging es nach Laugar. Dort erwartete uns eine wahre Perle der isländischen Gastfreundschaft. Das Hotel ist quasi privat und wird von einem Ehepaar betrieben. Die Hausfrau kocht heute noch ein 3-Gänge Menü für die wenigen Gäste. Außerdem gibt es einen heißen Pool der mit Erdwärme erhitzt wird. Wie geil is das denn?! Wettertechnisch war heute auch wieder alles vertreten was die Wetterküche hergab. Sonnenschein an der Küste und Nieselregen in den Bergen. Langsam gewöhnt man sich an dieses Auf- und Ab. So, jetzt werden wir mal gucken, was die Hauswirtin Leckeres in der Küche gezaubert hat und vielleicht springen wir dann noch in den heißen Pool. Mal sehen. Na dann, Ihr Lieben bis morgen.

Tag 8, 22. Juli 2012
Das mit dem heißen Pott haben wir gestern dann doch lieber sein lassen. Es wehte ein kalter Wind ums Haus und man muss ja irgendwann mal wieder raus aus dem Pool. Heute früh gings dann nach Husavik zum Whale-Watching. Wir fuhren mit einem ehemaligen Fischkutter hinaus auf die Bucht. Die Guides erklärten auf was man jetzt aufpassen müsse. Wenn der so genannte Blas auftaucht, dann kommt der Wal zum Ausatmen und Luftholen wieder an die Oberfläche. Sieht man jedoch einen gekrümmten Rücken und die Fluke, taucht der Wal für einige Minuten ab zum Fressen in ca. 30 Metern Tiefe. Wir kamen uns vor wie einst Kapitän Ahab auf der Jagd nach Moby Dick. Alles hing an der Reling und starrte aufs Meer hinaus und suchte nach dem Blas. Kaum war mal einer zu sehen, steuerte das Boot in Richtung des Blas. Wir hatten Glück, denn einige Male konnten wir einen Buckelwal erspähen der sich ganz in der Nähe unseres Bootes zeigte. Doch bis man alles realisiert, die Kamera "schussbereit" hat, tauchte der schwarze Riese auch schon wieder in die Tiefen der Bucht ab. Der Kapitän stellte den Motor aus und ließ uns ein wenig umherdümpeln. Und da… da war er wieder, der Blas. Viele "Oh´s" und "Ah´s" erklangen rund ums Schiff und schon krümmte der Wal wieder seinen Rücken und zeigte uns die Fluke. Majestätisch wie der tonnenschwere Koloss schwerelos einfach so abtaucht. Gigantisch! Wieder an Land fuhren wir ins Hochtemperaturgebiet von Island, zum Myvatn-See. Der Myvatn-See ist der größte Binnensee in Island. Dort ist die Erdkruste besonders dünn und deshalb dampft, zischt und faucht es hier überall aus dem Boden. Man kann die aktiven Stellen an den weißen Rauchsäulen sehr gut erkennen. Im Namafjall-Gebiet kann man auf ausgewiesenen Wegen um einige solcher Stellen herumgehen. Schlammtöpfe blubbern fröhlich vor sich hin - ein Schild weist aus, dass darin 80 bis 100 Grad herrschen und die blubbernden Erdlöcher eigentlich gar nicht so harmlos sind. Viele Stellen sind hellgelb. Ein Zeichen, dass hier besonders viel Schwefel austritt. Man kann es auch riechen. Oft muss man die Luft anhalten denn der Gestank ist bestialisch. Aus vielen Hügeln faucht es richtig, als ob da unten ein Drache säße. Die Landschaft hier ist wieder einmalig und erinnert an Fotos vom Mars. Die Bergflanken leuchten in kräftigen Gelb- Orange- und Brauntönen. Anschließend fuhren wir hoch zum Krafla-Erdwärme-Kraftwerk. Dort wird die kostenlose Erdwärme zur Energiegewinnung herangezogen. Dort haben wir auch einen Bach entdeckt der ebenfalls gelb von Schwefel war aber super warm. Schon der Hammer. Man kann es kaum ausdrücken, wie spannend hier Erdgeschichte ist. Auf dem Weg Richtung Hotel sind wir noch in Dimmuborgier vorbeigekommen. Hier kann man durch ein bizarres Lavafeld wandern. Die Natur hat hier sehr vielfältige Formen geschaffen. Türme, Brücken, Überhänge und Höhlen. Hier gehört nicht viel Fantasie dazu, dass man überall versteinerte Trolle und das Kichern von Elfen und Feen hört. Vor mehr als 2000 Jahren gab es hier einen aufgestauten Lavasee. Das Wasser unter der Lava verdampfte. Der Dampf bahnte sich seinen Weg an die Oberfläche und ließ die Lava in den spektakulären Formen erstarren. Irgendwann brach der Damm und die noch flüssige Lava floss ab. Zurück blieben jedoch die bereits erstarrten Türme. Wieder daheim im Hotel angekommen stiegen wir endlich in den heißen Pool. Mensch war das herrlich! 40 Grad warmes Wasser, die Sonne lachte vom Himmel und es wehte kaum Wind. Fehlte nur noch der Cocktail in der Hand. Die Hauswirtin kocht heute Fisch. Wird bestimmt wieder sehr sehr lecker. Morgen geht's dann wieder ins nächste Quartier. So, der Magen knurrt und will beruhigt werden. Bis denne!

Tag 9, 23. Juli 2012
Heute hat der Himmel keinen Meter aufgerissen! Es regnete den ganzen lieben langen Tag vor sich hin. Mal stärker, mal schwächer. Und es wehte dazu ein eiskalter Wind. Als wir von Stora-Laugar unserem letzten Hotel weg sind gings ja noch. Da nieselte es nur. Doch je weiter nördlich wir kamen umso heftiger wurde auch das Wetter. Der Wind wehte den Regen gegen unser Auto, dass es nur so klatschte. Es war grauslig. Trotzdem sind wir am Godafoss, dem "Götterfall" ausgestiegen. Der Name kommt daher, weil im Jahre 1000 ein Gode dem heidnischen Götterglauben abschwor und zum Christentum übergetreten ist. Seine heidnischen Götzenbilder warf er anschließend in diesen Wasserfall. Weiter gings dann nach Akureyri, die größte Stadt im Norden Islands. Akureyri hat 16.000 Einwohner und für Island somit eine Großstadt. Alle Orte hier an der Küste lebten früher von der Heringsfischerei und dem Sammeln von Eiderdaunen. Noch heute kann man überall die großen Fischverarbeitungsfabriken sehen. Sicherlich wird heute auch noch Fisch gefangen aber lange nicht mehr in dem Ausmaße wie einst. Von Akureyri aus gings über hügelige Straßen nach Holar. Holar besteht nur aus ein paar Häusern, ist aber seit dem Jahre 1106 Bischofssitz und hat sogar eine eigene Universität. Bis heute residierten 36 Bischöfe in Holar. Wir haben die kleine Kirche besichtigt und uns dort ins Gästebuch eingetragen. Ich mag ja sowas. Außerdem kann man in Holar einen Grassoden-Bauernhof aus dem 15. Jahrhundert anschauen. Die Häuser sind unten aus Stein gemauert und der Rest besteht aus Torf. Oben auf dem Dach wächst dann das Gras. Auf dem Weg in unsere neue Unterkunft besuchten wir noch das Freilichtmuseum Glaumbaer. Dort gibt es auch einen großen Grassodenhof zum Anschaun. Der starke Wind zwang uns aber bald schon wieder ins Auto. Wir fuhren gemütlich weiter nach Hofstadir wo unser nächstes Gästehaus auf uns wartete. Wir konnten es kaum glauben, aber wir wohnen jetzt auch in so einem Grassoden-Häuschen aus Stein und Torf. Der Eingangsbereich ist mit alten Antiquitäten vollgestellt und vor dem Haus stehen alte Geräte aus der Landwirtschaft. Richtig kuschelig und heimelig ist es hier. Man hört auch den schrecklichen Wind nicht heulen, der draußen ums Häuschen jault. Wir haben jetzt erst mal heiß geduscht nach diesem Scheißwetter-Tag heute. Nix kannst gescheit anschaun, weils dich überall wegweht und vor allem man überall gleich dermaßen nass wird. Wir hoffen sehr, dass es morgen, wenn wir unsere Hochlandtour machen, wieder schöner wird. Nicht dass es da oben in den Bergen noch schneit. Hallooo… wir haben Juli. Aber heute ist heute und morgen ist morgen. Jetzt gehen wir erst noch mal lecker was essen und morgen schaut die unheimliche, nasskalte und stürmische Welt da draußen schon wieder anders aus. Also bis dann.

Tag 10, 24. Juli 2012
Viel Spannendes und Aufregendes war heute wieder für uns geboten, denn nach dem Frühstück brachen wir ins Hochland auf. Im letzten Ort bevor es auf die Piste ging, tankten wir unseren Jeep noch einmal voll. So holprig und eng war diese Route jedoch gar nicht. Also nicht so wild wie bei der Fahrt nach Landmannalaugar. Egal, wir kurvten einfach drauflos. Teilweise kam wieder dichter Nebel auf der die Straße vor uns einfach zu verschlucken drohte. An eisigen Seen gings vorbei immer auf und ab über die Hügel des Hochlandes. Unser erstes Ziel war Hvellavier. Dort gab es wieder kochende Wasserlöcher und nach Eier müffelnde Minivulkane zu bestaunen. Auf einem mit Holzplanken ausgelegten Weg konnte man um das ganze Areal herumgehen. Durch den starken Wind roch es jedoch nicht so schlimm nach Schwefel wie in Namafjall. Und auch hier warnten wieder diverse Schilder davor, den markierten Weg zu verlassen. Nach einer kurzen Pause im Auto mit Keksen und Knäckebrot gings auch schon wieder weiter. Bei einem unscheinbaren Abzweig bogen wir ab und erreichten bald darauf einen Wasserfall. Schnell wurden hier ein paar Fotos gemacht, denn der Wind wehte jetzt in Orkanstärke. Wir fuhren auf der Piste weiter immer in Richtung Süden. Mit jedem Kilometer mehr gen Süden riss der Himmel immer weiter auf, bis nur noch kleine weiße Schleierwölkchen zu sehen waren. Endlich mal wieder konnten wir die grandiose Schönheit dieser Inseln in ihrer ganzen Pracht bewundern. Keine Menschenseele weit und breit. Endlose Steinwüste wechselte sich mit alten, erstarrten Lavafeldern ab. Im Reiseführer haben wir gelesen, dass dort die NASA ihre Astronauten für die Mondlandung trainiert hat. Soweit das Auge blicken konnte, raue und abweisende Einöde. Aber trotzdem wieder auf eine Art einfach bezaubernd. Auf einem sandigen Hügel parkten wir und genossen einfach den Augenblick. Als wir wieder unterwegs waren, dauerte es nicht lange bis die Piste wieder in eine asphaltierte Straße überging. Unser nächstes Highlight präsentierte sich in Form des Gulfoss-Wasserfalls. Der Gulfoss, der "Goldene Fall" tost in zwei Fallstufen in eine fast 80 Meter tiefe Schlucht hinab. Die Gischt flog uns quasi schon am Parkplatz entgegen, denn es wehte immer noch der steife kalte Wind. Aber egal, Kapuze auf und losmarschiert. Auf einer Aussichtsplattform konnten wir den Wasserfall sehr gut sehen. Warum der Gulfoss der "Goldene Fall" genannt wird, existieren mehrere Vermutungen. Eine besagt, dass wenn die Abendsonne ihr warmes Licht auf die Kaskaden wirft, der Wasserfall einen güldenen Schimmer bekommt. Die andere Version gefällt mir persönlich viel viel besser. In der Nähe gab es mal einen Bauern. Dieser Mann hatte viel Gold. Er hatte jedoch keinen Erben, dem er das ganze Gold nach seinem Tod vermachen konnte. Und so warf er all sein Gold kurz vor seinem Tod den Wasserfall hinab in die Schlucht. Klingt doch viel mystischer. Nach dem Wasserfall gings zu den Geysiren. Der großen Geysir Strokkur, der pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk seine Wasserfontäne in den Himmel spuckt ist der Bekannteste. Es gibt hier jedoch viel mehr. Nur brechen diese ganz selten aus. Meistens allerdings nach Erdbeben. Zwischen den Eruptionen wabert das kochende Wasser in dem Loch immer auf und ab. Mal hebt sich der Wasserspiegel mehr, dann fällt er wieder. Es entstehen kleine Strudel und manchmal sieht es so aus, als würde der Geysir das Wasser in das Loch hineinsaugen. Ab und zu schwappt auch etwas über den Rand hinaus. Man hat das Gefühl, als würde der Geysir atmen und für den nächsten Ausbruch tief Luft holen. Sensationell! Und dann geht das Naturspektakel unvermittelt los. Man sieht in dem Wasserloch dass große Blasen aufsteigen. Die Wasseroberfläche spannt sich wie eine Glocke um das Loch und reißt dann auf. Der Geysir eruptiert und das Wasser schießt je nach Stärke bis zu 30 Meter hoch in die Luft. Ein Wahnsinns-Schauspiel! Hat sich alles wieder beruhigt, rinnt das Wasser wieder zurück ins Loch und nach ein paar Minuten geht's wieder von vorne los. Wir standen bestimmt eine halbe Stunde mit vielen anderen Menschen um dieses Loch und waren restlos fasziniert. Natur ist schon wahnsinnig spannend und aufregend. Heute nach dem Essen, wollen wir noch mal hin. Denn unser Hotel liegt keine 200 Meter vom Geysir entfernt. So was muss man sich einfach mehrmals reinziehen. Vor allem ich kann mich daran gar nicht sattsehen, wenn die Wasserfontäne fauchend in den blauen Himmel schießt. Schade, dass unser Fenster nicht zum Geysir-Areal liegt, ich würde vom Fenster ja gar nicht mehr weg gehen :. Apropos gehen. Ich verschwinde jetzt mal unter die Dusche. Den ganzen Pistenstaub von heute abschrubben und den Schwefel-Mief aus den Haaren waschen. Morgen erwartet uns die Kontinentaldrift-Spalte… wow. Das wird bestimmt auch noch so ein Highlight. Na dann, bis morgen.

Tag 11, 25. Juli 2012
Wie gut, dass wir gestern nach dem Abendessen nochmal beim Geysir waren, denn heute früh war wieder, man ahnt es schon, Regen. Graue Wolken bis fast auf den Boden und dieser eklige Sprühregen. Wir brachen bei Schmuddelwetter Richtung Thingvellir auf. Unterwegs besuchten wir noch Laugarvatnshellir. In Laugavatnshellir kann man Lavahöhlen besichtigen, in denen bis in die 1970er Jahre des letzten Jahrhunderts noch Menschen lebten. Diese Leute waren so arm, dass sie sich keine richtige Bleibe leisten konnten und so zogen sie mit Sack und Pack in die Berge und wohnten in diesen Höhlen. Als wir dort ankamen hatte sich dort eine Backpacker-Gruppe häuslich eingerichtet. Weiter gings in den Thingvellir-Nationalpark. Der Mittelatlantische Rücken kommt hier an die Oberfläche und zeigt sich dort in einer kilometerlangen Narbe in der wunderschönen Landschaft. Hier driften die amerikanische und die eurasische Kontinentalplatte auseinander und lässt Island jedes Jahr 2 cm breiter werden. Aufsteigendes Magma füllt die Lücke immer wieder auf. Durch die Almannagja-Schlucht kann man herrlich auf der "amerikanischen Seite" spazieren gehen. Überall kann man Risse und Spalten erkennen, wo die Erdkruste aufgebrochen ist. Für mich wohnen in den Spalten überall Elfen und schauen den vorbeiflanierenden Touristen zu. In Thingvellir wurde um 930 auch das erste Althing abgehalten. Die Ebene war großer Versammlungsort der ersten Siedler und der Wikinger. Dort wurde Recht gesprochen und auch Urteile vollstreckt. Das letzte Althing gab es noch 1852. Heute ist das ganze Gebiet ein großer Nationalpark in dem auch viele Vogelarten leben. Auf unserem Spaziergang haben wir eine kleine Gruppe von Graugänsen beim Grasen am Wegesrand getroffen. Thingvellir war unser letztes Highlight auf unserer Rundreise. Wir brachen langsam aber sicher nach Reykjavik auf. Auf dem Weg dorthin fuhren wir allerdings noch einige Male kleine Pisten entlang und entdeckten ein idyllisches Fleckchen mit schönem Wasserfall und einem kleinen Bachlauf. Dort verweilten wir ein wenig und genossen die Sonne, die mittlerweile mal wieder schien. Wolfi baute am Bachufer noch ein kleines Steinmanderl auf bevor wir wieder aufbrachen. Wir fuhren um einen Fjord herum und bewunderten noch einmal die herrliche Landschaft die uns die letzten Tage immer mal wieder den Atem geraubt hat. In Reykjavik angekommen mussten wir erst einmal unser Hotel suchen. Nachdem wir einige Male auf und ab gefahren sind, kamen wir auf die Idee, dass wir uns an einer Tankstelle doch eine Straßenkarte kaufen könnten. Ja und siehe da… wir haben dann unser Hotel gefunden. Wie jeden Abend sitze ich nun hier und tippe unsere Eindrücke für den Reisebericht. Wobei die ganzen Eindrücke der letzten Tage kann man eh kaum in Worte fassen. Da wir morgen erst ganz spät am Abend zurückfliegen, machen wir morgen einen Stadtbummel durch Reykjavik und besuchen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie die Hallgrimmskirkja, der großen Kirche hier in der Stadt. Am Abend wollen wir dann ein Bad in der Blauen Lagune - dem Wellnessbad, nehmen. Jetzt nehm ich erst mal ein Bad und dann ist dieser Tag auch schon wieder Geschichte.

Tag 12, 26. Juli 2012
An unserem letzten Tag in Island zeigte sich die Insel noch einmal von ihrer allerbesten Seite. Die Sonne strahlte vom fast wolkenlosen Himmel und es war angenehm warm. Nach dem Frühstück und dem Check-Out im letzten Hotel in Reykjavik brachen wir zu einem ausgiebigen Stadtbummel auf. Wir ließen unser Auto am Hafen stehen und schlenderten gemütlich durch die Altstadt von Reykjavik. Am Tjörnin, einem kleinen See mitten in der Stadt kann man rund 40 verschiedene Vogelarten beobachten. Heringsmöwen, Lachmöwen, Graugänse, Schnatterenten, Stockenten und viele mehr. Leider hatten wir kein Brot dabei, denn die Vögel waren sehr zutraulich und hätten bestimmt die Krumen aus der Hand genommen. Und Wolfi wollte seine Karamell-Zimt-Kekse nicht den Möwen vorwerfen. Im Rathaus schauten wir uns ein großes Modell der Insel an und bummelten dann durch die Altstadt Richtung Halgrimmskirkja. Die Kirche ist das Wahrzeichen von Reykjavik und die Fassade wurde dem hier überall vorkommenden Säulenbasalt nachempfunden. Ein Aufzug brachte uns auf den Turm hinauf, von wo man einen herrlichen Rundumblick über die ganze Stadt hat. Dort oben pfiff uns der Wind mal wieder ganz schön um die Ohren. Also wieder runter und noch ein paar Kerzen am Lichterbaum gestiftet. Vor der Kirche steht ein Denkmal von Leifur Eriksson dem eigentlichen Entdecker von Amerika. Durch zahlreiche Gässchen und Shops schlenderten wir dann langsam wieder Richtung Auto. Wir fuhren hinauf zur Perlan. Auch eine Sehenswürdigkeit von Reykjavik. In riesigen Wassertanks wird kaltes Süßwasser durch heißes Meerwasser erhitzt und dort gespeichert. In der Perlan befindet sich außerdem ein exzellentes Drehrestaurant und ein Saga-Museum. Dort wird die Geschichte Islands anschaulich und informativ präsentiert. Das ließen wir uns nicht entgehen. Man hörte über Kopfhörer wie Island nach und nach besiedelt wurde und konnte viel über berühmte Personen erfahren. Zum Beispiel über den letzten katholischen Bischof von Island, der mit seinen zahlreichen Konkubinen mehr als 30 Kinder zeugte. Theoretisch könnten die heutigen Isländer - oder einige davon diesen Bischof zu ihren Vorfahren zählen. Wir besuchten noch den künstlichen Strokkur-Geysir in der Gartenanlage der Perlan. Doch wer den originalen Geysir gesehen hat, der kann beim Anblick des "Fontänchens" nur müde lächeln. Die Natur lässt sich eben nicht kopieren und imitieren schon gleich gar nicht. Nachdem wir nun alles Interessante in der Stadt gesehen haben, beschlossen wir einfach noch ein wenig in der näheren Umgebung umher zu fahren um noch ein paar letzte Landschaftseindrücke zu sammeln. Wir starteten in Richtung Grindavik und besuchten dort noch die Blaue Lagune. Die Blaue Lagune ist eigentlich das Abflussbecken des nahe gelegenen Geothermalkraftwerks. Nur durch Zufall wurde die heilende Wirkung der im warmen Thermalwasser vorkommenden Mineralien und Spurenelemente entdeckt. Ein paar Lausbuben sind dort in der Nacht immer zum plantschen hineingehüpft. Einer der Jungs stellte nach kurzer Zeit fest, dass seine Schuppenflechte immer besser wurde. Tja und schon kurze Zeit später brach der Gesundheits-Hype richtig los. Mittlerweile gibt es sogar eine eigene Kosmetik-Marke der Blauen Lagune mit Mineralschlamm-Masken und verschiedenen Cremes und Lotionen. Hab mir natürlich davon auch was kaufen müssen. Gegen Abend erreichten wir dann den Flughafen. Nach der Rückgabe unseres Jeeps, der uns nie im Stich gelassen hat, checkten wir ein und gingen dann nochmal richtig kräftig Souveniers shoppen. Zur Stunde sitzen wir in der Abflughalle am Gate und warten auf unseren Rückflug. Abschließend lässt sich sagen, dass Island uns total beeindruckt hat. Diese immer wechselnden Landschaften, mal Lava dann wieder grüne Hügel, einfach diese atemberaubende Natur. Und nichts als Natur. Die paar Siedlungen in denen es Zivilisation gibt, sind zu vernachlässigen. Abseits der Ringstraße ist nur menschenleere Einöde in der man nichts hört außer Ruhe und Stille. Außerdem gibt es in Island Geologie und Erdgeschichte zum Anfassen. Spannende Naturschauspiele wie tosende Wasserfälle, fauchende Erdlöcher und tiefe Schluchten die dem Betrachter wie eine kilometerlange Wunde in der Landschaft erscheinen. Island hat uns tagtäglich aufs Neue beeindruckt und hielt immer wieder eine Überraschung bereit. Sei es das unberechenbare Wetter oder eine friedlich grasende Pony-Herde am Straßenrand. Für jeden Naturfreund, der sich über lustiges, im steifen Wind flatterndes Wollgras freuen kann und auch nach dem 1000. Schaf immer noch "uiii ein vierbeiniger Strickpulli" schreit, ein absolutes Muss dieses Island. Und für kleine Phantasten und Menschen die noch an Feen, Elfen und Trolle glauben erst recht…


Ein paar von unseren insgesamt fast 1000 Fotos habe ich ins nachfolgende Album gepackt.