Es ist mal wieder Zeit für ein wenig Urlaub. Dieses Mal haben wir Madeira als unser Reiseziel auserkoren. So klangvolle und verheißungsvolle Namen wie "die grüne Perle im Atlantik" , "Blumeninsel des ewigen Frühlings" oder "Europas schwimmender Garten" haben uns neugierig gemacht. Zusammen mit den Kanarischen Inseln bildete Madeira zur Zeit der großen Seefahrer das Ende der damaligen bekannten Welt. Mal schaun was uns am "Ende der Welt" und ca. 900 km vor der portugiesischen Küste alles an Natur und tollen Eindrücken erwartet. Und schon geht's los mit meinem Reisebericht.



Tag 1, Samstag, 09.11.2013
Heute früh verlief alles ganz relaxed. Kurzes Frühstück mit Müsli und einer heißen Tasse Kaffee, schnell noch die letzten Sachen im Koffer verstauen und dann gings auch schon ab vom Hof. Kurz nach 9 Uhr kam unser Taxi und chauffierte uns zum Flughafen. Nachdem der Koffer in den Katakomben des Flughafengebäudes verschwunden war, zogen wir uns das zweite Frühstück rein. Das ist irgendwie auch schon zum Ritual geworden. Sobald der Koffer weg ist, gehen wir meistens noch was essen. Lecker Leberkäse mit Kartoffel-Gurken Salat. Um viertel nach zwölf Mittag verließen wir dann das regnerische und nasskalte München Richtung noch einmal Sonne. Bis wir durch die dicke graue Wolkenschicht hindurch waren, rumpelte es ganz schön im Flugzeug. Es ist allerdings immer wieder ein erhabener Anblick wenn der Flieger durch die Wolkendecke stößt und der Blick auf den stahlblauen Himmel frei wird. Wie weiche Wattebällchen schweben die Wolken unter einem am Himmel und nehmen die unterschiedlichen Gestalten an. Hier ein Drache und dort ein Gesicht. Der Landeanflug auf Madeira war allerdings sehenswert. Madeira hat den gefährlichsten Flughafen in ganz Europa heißt es. Die Landebahn wurde verlängert auf Stelzen ins Meer gebaut. In einer steilen Kurve setzte der Pilot zur Landung an und kurz nach dem Aufsetzen latschte er aufs Bremspedal. Am Mietwagenschalter ging auch alles rucki-zucki und schon nach wenigen Minuten hatten wir unser Auto. Ein Renault Megane Kombi. Für uns zwei etwas groß aber sehr schnittig. Auf der Insel kann man sich kaum verfahren. Einfach immer der Hauptstraße folgen und schon nach einer halben Stunde erreichten wir dann auch unser Hotel. Direkt am Meer mit Blick in den Sonnenuntergang. Leider durch Wolken etwas erschwert aber trotzdem eine tolle Stimmung am Himmel. Nach einem kurzen Anruf daheim bei Mama zogen wir noch einmal los und versorgten uns mit Getränken für die nächsten Tage. Für morgen suchen wir uns dann noch eine kleine Tour für den Anfang raus und dann geht's auch schon raus in die Natur. Ich bin schon sehr gespannt, denn hier gibt es Hortensien mit blauen Blütenköpfen so groß wie Fußbälle! Na gut. Das wars dann mal für den ersten Tag. Machts gut Ihr da draußen, bis morgen.

Tag 2, Sonntag, 10.11.2013
Beim morgendlichen Blick aus dem Fenster versprach dieser Tag ein herrlich sonniger Herbsttag zu werden. Wobei Herbst hier nicht ganz so zutrifft. Jedenfalls nicht so wie bei uns mit Schmuddelwetter und einem Himmel in allen Farbschattierungen von grau. Nach dem Frühstück um kurz nach neun machten wir uns auf den Weg Richtung Paul da Serra. Das ist eine Hochebene auf 1350 m. Trotz anfänglicher kleiner Probleme mit der Karte fanden wir ganz gut an unser Ziel. Die Cristo Rei Statue. Diese Statue ist weithin sichtbar und zeigt den Christus mit gütig offenen Armen wie zur Begrüßung ausgestreckt. Von dort startete unsere erste Wanderung entlang einer Levada. Die Levadas sind das portugiesische Pendant zu den Südtiroler Waalwegen. Uralte, in den Fels geschlagene Bewässerungskanäle die das Wasser aus den Bergen an die fruchtbaren Felder und Hänge der Südküste leiten. Wir wanderten immer an der Levada entlang. Das ging ganz bequem. Nur ab und zu musste man ein kleines Mäuerchen entlangbalancieren. Dort oben pfiff ganz schön der Wind. Die steifen Böen trieben die Wolken in rasanter Geschwindigkeit über den Berg. Ab und zu fielen kleine Tropfen heraus die sich dann wie Sprühnebel verteilten. Der Weg führte durch karges Bergland nur ab und zu blühte gelb der Ginster. Dafür haben wir viele Kühe gesehen. Denn hier oben ist frisches Weideland für Kühe, Esel, Ziegen und Schafe. Die Kühe lagen teilweise mitten im Weg und bewegten sich nur durch gutes Zureden von der Stelle. Die Rindviecher sind hier auf Madeira viel kleiner wie bei uns daheim. Dafür haben sie langes Winterfell und lustige Ponyfransen auf dem Kopf. Irgendwann kreuzte der Levadaweg eine Teerstraße. Man hätte hier noch ewig weiterlaufen können. Wir sind jedoch nach einer kurzen Pause auf dem gleichen Weg wieder zurück gewandert. Mittlerweile ließ der kalte Wind auch nach und es wurde richtig schön warm. Zurück am Auto waren wir aber dann doch ein wenig kaputt. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir ganz gemütlich im Hotel und ruhten uns aus. Was wir morgen unternehmen wissen wir noch nicht genau. Ich würde gerne ein paar Blümchen sehen. Als wir heute vom Berg wieder zurück gefahren sind, entdeckte ich in einem Vorgarten einen Busch der wie unser Weihnachtsstern aussieht, den man mittlerweile in den Gärtnereien kaufen kann. Cool, dass der hier in Büschen wächst und daheim wird das hoch- und überzüchtete Gewächs in allen Farben zum Verkauf angeboten. Bin echt neugierig was wir hier noch alles entdecken. Für heute mach ich Schluss. Bin ziemlich erledigt und hau mich jetzt erst mal hin. Na dann, bis morgen.

Tag 3, Montag, 11.11.2013
Heute waren wir mit dem Auto auf der Insel unterwegs und haben eine tolle Rundfahrt unternommen. Wir fuhren Richtung Norden mitten durch Madeiras Zentralgebirge mit bis zu 1800 Meter hohen Bergen. Der steile Encumeada-Pass schlängelte sich in engen Serpentinen immer weiter nach oben den tiefhängenden Wolken entgegen. Zwischendurch stoppten wir immer mal wieder und genossen die herrliche Aussicht auf die umliegenden Gipfel. Es gab herrliche Lichtspiele wenn die Sonne durch die Wolken brach und die Berghänge anstrahlte. Dort oben wars ganz schön windig und frisch. Auf der anderen Seite des Passes fuhren wir mitten durch eine Nebelwand. Als wir aus dem Dunst wieder herauskamen schien die Sonne. Beim nächsten Aussichtspunkt hielten wir wieder an und konnten bereits die Orte auf der Nordküste in der Ferne erkennen. Die Straße war gesäumt von vielen blauen Schmucklilien. Leider sind die meisten schon verblüht, was man an den braunen Blütenköpfen erkennen kann. Aber es waren immer noch genug da um unser Auge zu erfreuen. Wir fuhren weiter in Richtung Sao Vicente. Dort besuchten wir die Grutas de Sao Vicente. Diese auf Madeira einmaligen Höhlen sind Vulkanröhren und entstanden, nachdem die Lava an der Oberfläche bereits erkaltet war und im Inneren das glühend heiße Magma abgeflossen ist. Die Höhlen werden auf ca. 400.000 bis 800.000 Jahre geschätzt und wurden von den Einheimischen durch Zufall entdeckt. Die Grotten sind mit tollen Lichteffekten ausgeleuchtet und immer wo ein Lichtkegel einen kleinen Bereich erhellt, wachsen kleine Farne und Moose. Winzige Samen sickern mit dem Wasser durchs Gestein und keimen dann aus. Heute fließen durch einige Röhren kleine Bäche. Teilweise haben sich sogar Seen gebildet. Im Visitor-Center haben wir noch eine spannende 4D-Filmvorführung gesehen. Man startete als Magmateilchen im Erdkern und wanderte durch die verschiedenen Erdschichten bis man durch einen Vulkanschlot an die Oberfläche befördert wurde. Wind und kleine Wassetröpfchen machten die Illusion perfekt. Außerdem konnte man hier wissenswertes über den Atlantikvulkanismus und speziell über die Entstehung Madeiras erfahren. War sehr interessant. Ich mag ja sowas. Nachdem wir wieder ans Tageslicht gelangten genehmigten wir uns am Kiosk ein Erfrischungsgetränk und tigerten dann weiter Richtung Westküste. Leider war die alte Küstenstraße gesperrt und so mussten wir durch viele Tunnel fahren. In Porto Moniz fuhren wir wieder steil bergauf und gelangten durch heimelige Dörfer und urige Wälder bald nach Ponta do Pargo. Dort angekommen fuhren wir zum Leuchtturm und zu den 600 Meter hohen Klippen. Kaum eine Menschenseele hat sich bis hierher verirrt. Nur wir zwei und noch ein Pärchen ließ sich den Wind um die Nase wehen. Der Leuchtturm blickte einsam mit seinem Spiegelauge hinaus aufs Meer. Wie vielen Schiffen mag er wohl schon den sicheren Weg vorbei an gefährlichen Untiefen gezeigt haben? Wir kraxelten einen kleinen Hang hinunter und standen dann direkt vorm Abgrund. Weit unter uns brandete das Meer schäumend an die senkrecht aufragenden Felsen. Ein gigantischer Anblick. Hier oben haben wir Kakteen gefunden und Gewächse die halbkugelförmig direkt an der Felskante wachsen. Als wir uns endlich vom großartigen Anblick der Steilküste lösen konnten waren wir dann auch in einer knappen Viertelstunde wieder daheim im Hotel. Wir bummelten dann noch an der Strandpromenade entlang und pflanzten uns in ein Café. Morgen wollen wir die Blumen-Levada wandern. Adlerfarn und Hortensien sollen dort in Hülle und Fülle wachsen. Man darf also gespannt sein was morgen wieder alles geboten ist. Ich wünsch Euch was.

Tag 4, Dienstag, 12.11.2013
Nach einem leckeren Frühstück gings wieder zeitig los zur nächsten Wanderung. Wir fuhren wieder den Encumeada-Pass hinauf und ließen dort an einer Ausbuchtung der Straße unser Auto stehen. Schon nach wenigen Schritten erreichten wir den Einstieg zur Blumen-Levada und ein gelbes Schild wies den Weg ins Folhadal. Der Weg auf dem breiten Levada-Mäuerchen ließ sich bequem gehen und überall wuchsen die hübschen blauen Schmucklilien. Wir entdeckten auch Esskastanien. Bei uns besser bekannt unter dem Namen Maroni. Eine schmackhafte Leckerei in den Wintermonaten und auf den Christkindlmärkten überall erhältlich. Der Weg schlängelte sich gemütlich am Hang entlang und immer mal wieder konnte man hinüber auf den Pico Grande sehen. Bald erreichten wir den spannendsten Teil dieser Wanderung. Einen 600 Meter langen Tunnel durch den Berg hindurch auf die andere Seite. Wir holten unsere Taschenlampen heraus und stiegen dann in das dunkel gähnende Loch im Fels. Der Weg war teilweise sehr schmal und man musste ab und zu auf seinen Kopf aufpassen. Von der Decke tröpfelte es uns mal mehr, mal weniger stark in den Kragen. Drüben angekommen war es so, als wäre man durch diesen Tunnel in eine andere Welt gelangt. Auf der Nordseite war es windstill, schattig und wie in einer urzeitlichen Fantasiewelt. Überall wuchsen Farne und Moose und von den Ästen der alten Bäume hingen lianenartige Gewächse herunter. Am Rand des Levadaweges standen ab und zu 2 Meter hohe Hortensienbüsche. Manche blühten noch in intensivem Blau. Es wäre nicht verwunderlich gewesen, wenn Urzeitviecher uns den Weg versperrt oder Fantasiewesen in den Bäumen herumgeturnt hätten. Das ist das Folhadal. Die extreme vorherrschende Feuchtigkeit lässt die Vegetation hier so üppig wachsen. Wüsste man es nicht besser, der Pfad hätte auch ein Kokain-Schmuggler-Pfad irgendwo im kolumbianischen Dschungel sein können. Wir wanderten bis zu einem kleinen Wasserfall und machten dort ein Päuschen. Auf dem gleichen Weg ging es dann wieder zurück. Nun trafen wir auch auf ein paar andere Wanderer. Wieder am "Zeitreisetunnel" angekommen spähten wir hinein und suchten Lichtkegel von entgegenkommenden Wanderern. Zum Glück war alles frei, denn mit Gegenverkehr in diesem engen Tunnel wäre es sehr knifflig gewesen. Also nix wie rein und so schnell wie möglich im Halbdunkel und im Schein unserer Taschenlampen wieder hinüber auf die Südseite des Berges. Wieder in der "Gegenwart" angekommen trafen wir erneut auf ein kleines Grüppchen Wanderer. Diese waren etwas unschlüssig wegen des Tunnels, verschwanden aber bald in der Felsröhre. Wir indes, stiefelten auf dem Levada-Mäuerchen wieder zurück zum Anfang der Tour. Unterwegs boten sich noch ein paar blaue Schmucklilien als tolles Fotomotiv an. Da es grad mal Mittag war, beschlossen wir noch ein wenig mit dem Auto über die Insel zu fahren. Wir fuhren diesmal Richtung Osten. Es ging wieder bergauf und bergab. Auf der Nordostseite hingen die Wolken sehr tief und es nieselte auch gelegentlich. An einem Rastplatz entdeckten wir einen Madonnen-Altar. Die Einheimischen gedenken hier wohl irgendjemandem oder irgendwas denn es standen viele Grablichter und erloschene Teelichter herum. Um die Madonnen-Statue baumelten zwei Rosenkränze. Unten am Sockel des Altars stand ein Grablicht dessen Flamme erloschen war. Nach einer kleinen Fummelei, da der Docht abgebrochen war, zündeten wir dieses Licht wieder an und stellten es wieder an seinen Platz zurück. Weit im Osten liegt die Stadt Santana. Dort gibt es lustige kleine mit Stroh gedeckte Häuschen. Die Santana-Häuschen. An der Nordost-Küste war diese Bauweise früher vorherrschend denn dort ist das Klima rau und feucht. Das Stroh schützt vor allen Unbillen des Wetters und hält schön warm und trocken. Die Häuschen stehen überall in der Stadt verstreut. Leider oftmals so ungünstig, dass man sie erst im Vorbeifahren kurz sieht. Wir besuchten an der Küste noch einen Aussichtspunkt an dem man auf den Adlerfelsen schauen kann. Der Adlerfelsen heißt so, da hier früher die Seeadler brüteten. Hier pfiff einem der Wind wieder steif um die Ohren und drum düsten wir nach ein paar Fotos auch wieder weiter. Über die Schnellstraße fuhren wir über Funchal wieder zurück ins Hotel. Wir stellten fest, dass auf der Südseite in der Tat die Sonnenseite der Insel ist. Kaum hatten wir die Berge hinter uns gelassen, rissen die Wolken auseinander und die Sonne schien auf uns herunter. Sofort wurde es spürbar wärmer. Diese herrliche Nachmittagssonne genossen wir noch ein wenig in der Strandbar gegenüber. Gestern hatten wir übrigens noch wahnsinniges Glück mit dem Sonnenuntergang. Die Sonne versank ganz kitschig in den schönsten Orange- und Rosatönen im Meer. Oft ist es so, dass die Sonne hinter einem Dunstschleier am Horizont einfach verschwindet, aber gestern wars wie in einer Schmonzette. So weit so gut für heute. Ich hau mich hin. Morgen geht's wieder zeitig raus, man will schließlich was haben vom Tag und nicht so wie manch andere hier… um 9 Uhr erst mal frühstücken gehen…tztztzt.

Tag 5, Mittwoch, 13.11.2013
Es ist wohl ein ungeschriebenes Gesetz, dass ein Tag in unseren Urlauben immer Scheiße sein muss. Im Oman wars damals gleich der erste, als uns die Karre verreckte und eine neue Batterie brauchte, in Island schiffte es an einem Tag ununterbrochen wie aus Kübeln und in Kanada vergaßen wir einmal unsere Speicherkarte für die Kamera im Hotel und mussten wieder umdrehen um sie zu holen. Ja und heute war wieder so ein Tag. Dabei fing er voll super an. Wir wollten heute durch den Lorbeerwald zu einem Kratersee wandern. Bis zur Hochebene Paul da Serra war bestes Wetter, Sonnenschein und ein nur leicht bewölkter Himmel. Am Horizont konnten wir jedoch schon die dicke Wolkenwalze ausmachen, die bereits die ersten Windkraftwerke verschluckte. Unglücklicherweise lag der Lorbeerwald genau in dieser Richtung. Ehe es wir uns versahen war die Wolkenwalze heran und saugte uns förmlich ein. Von jetzt auf gleich fiel die Temperatur um mehrere Grad, es fing zu nieseln an und es wehte ein kalter Wind. Stellenweise konnte man kaum bis vor die Motorhaube gucken. Wir fuhren im Schritttempo um die engen Kurven, denn auch hier oben streifen die Kühe wild umher. Und so wars dann auch. Eine Herde von ca. 15 Rindviechern bummelte gemütlich auf der Straße herum. Nur durch mehrmaliges energisches Hupen machten sie uns Platz. Natürlich sind wir dann auch noch mangels Sicht und Orientierung am Parkplatz vorbeigefahren. Also im Blindflug mitten auf der Straße umdrehen und wieder zurück. Das graue Forsthaus an dem die Tour losgehen sollte, tauchte erst nach einigen Schritten aus dem dichten Nebel auf. Der Lorbeerwald sah allerdings gigantisch aus bei diesem Wetter. Unheimlich und ein wenig gruselig standen die altehrwürdigen Bäume im Nebelschleier. Den Lorbeerwald gibt es nur noch hier auf Madeira. Und auch da muss er langsam den Windkraftanlagen und Sonnenkollektorenfeldern weichen. Die Bäume sind mehrere hundert Jahre alt und haben mächtige Stämme. Von den armdicken Ästen hängen Flechten und Farne herunter. Wir gingen ein paar Meter, aber als uns erneut eine Ladung Sprühregen ins Gesicht klatschte, entschieden wir hier und jetzt abzubrechen. Ein Alternativprogramm musste her. Wir wälzten kurz unsere Wanderführer und einigten uns auf die Tour, die hinaus auf den östlichen Zipfel Madeiras führt. Nach einer knappen Stunde Autofahrt quer über die Insel war die Halbinsel erreicht. Die kleinen Palmen und Büsche die am Straßenrand standen bogen sich weit in Richtung Boden und das verhieß nix Gutes. Der Parkplatz war ebenfalls schon rappelvoll und als wir ausstiegen fegte uns der Sturm schier die Schuppen aus den Haaren. Die Wolken hingen auch hier grau am Himmel und es windete so stark, dass man kaum atmen konnte. Die Tour konnten wir quasi auch vergessen, denn an den Klippen entlang bei diesem Wind ist ja lebensgefährlich. Wir sind nur kurz an einen Aussichtspunkt gefahren um ein paar Fotos von der zerklüfteten Ostküste zu machen. Jeder Schritt fiel schwer. Einen dritten Versuch wollten wir dann nicht mehr wagen und sind dann auf dem schnellsten Wege über die Autobahn nach Hause gefahren. Mit jedem Kilometer mehr in den Süden bekamen die Wolken immer mehr Löcher und rissen auseinander. Hinter Funchal war es schon wieder angenehm warm und bei uns daheim in Ponto da Sol waren es nur noch kleine weiße Wölkchen die den blauen Himmel über uns schmückten. Eine leichte Brise wehte vom Meer her und es hatte 24 Grad. Das Zentralgebirge ist echt sowas wie eine Wetterscheide. Im Norden stauen sich die Wolken an den Bergen und regnen sich dort ab. Im Süden haben sie dann jegliche Kraft verloren und treiben hinaus aufs Meer. Meist kommen sie jedoch nicht soweit, da die warme Luft sie vorher auseinandernimmt. Kurios. Daheim wurde Rucksack und Wanderzeugs ins Zimmer geschmissen und wir zogen nochmal los. Wir bummelten durch den kleinen Ort und kauften uns zum Trost noch ein Eis. Den Rest vom Nachmittag verbrachten wir wieder am Strand im Café. War trotzdem noch ganz lustig. Vor allem wenn man die Leute so beobachtet wie sie mit Pommes und Brot die Tauben anfüttern. Flattert dann der ganze Schwarm hitchcock-mässig auf den Tisch um die Teller zu plündern geraten sie in Panik und fuchteln wie wild mit den Armen herum. Schon witzig. Morgen wollen wir erneut einen Versuch mit dem Lorbeerwald wagen, allerdings dann erst am Nachmittag. Also so sieht der Plan aus. Vormittags machen wir noch eine andere Tour und dann starten wir nochmal los. Versuch macht klug, heißts ja. Wer nicht wagt der nicht gewinnt. Wir werdens sehen. Also dann, bis morgen ihr Lieben.

Tag 6, Donnerstag, 14.11.2013
Auch heute mussten wir unsere Wandertour umdisponieren. Ursprünglich wollten wir zu Madeiras Zuckerhut wandern, doch als wir oben am Encumeada-Pass ankamen und links abbogen versperrte uns nach wenigen Metern eine Straßensperre mit einem Durchfahrt-Verboten-Schild den Weg. Ok, nicht schon wieder so ein Tag. Am Parkplatz vor einer Snackbar stellten wir erst mal das Auto ab und peilten die Lage. Der kalte steife Wind trieb von der Nordseite schon wieder dunkle Wolken herauf und das kleine Windrad auf dem Dach der Snackbar rotierte wie wahnsinnig. Schnell war allerdings dann die Alternativtour im Süden gefunden. Also wieder runter vom Pass und in den sonnigen Süden gedüst. Hier auf Madeira ist das Ziel ja zum Glück immer schnell erreicht. Den Wanderparkplatz fanden wir auch auf Anhieb und schon gings die Levada Nuovo entlang ins Tabua Tal. Wir marschierten auf dem Mäuerchen hinein ins Tal und mussten auch bald schon wieder durch einen Tunnel. Das war aber ein kurzer Tunnel und viel breiter als der vom Dienstag. Hinten furteten wir dann einen kleinen Bach. Zum Glück war das Wasser sehr niedrig und so konnten wir trockenen Fußes auf die andere Seite gelangen. An einem kleinen Rastplatz auf einer Wiese voller Klee machten wir ein kurzes Päuschen. Als wir weitergingen schien auch schon richtig schön die Sonne in das Tal hinein und immer wieder huschten die kleinen Madeira-Eidechsen über das Mäuerchen und verschwanden blitzschnell in den Ritzen und Spalten. In der Levada selbst haben wir einen Frosch entdeckt. Der arme Kerl musste ganz schön mit seinen Ärmchen und Beinchen rudern um nicht fortgespült zu werden. Wir haben hier hinten sogar Eukalyptusbäume gesehen. Die Bäume sehen eigenartig aus. Die Rinde hängt in mehreren langen Bahnen vom Stamm herunter als wären sie abgeschält worden. Wenn man die Blätter knickt, tritt sofort der einzigartige Geruch nach Hustenbonbons aus. Sogar ein endemisches Dickblattgewächs haben wir gefunden. Endemisch bedeutet, dass diese Pflanzenart nur hier auf Madeira heimisch ist. Es gibt sie also nirgendwo anders. Weiter oben am Fels konnten wir eine interessante Basaltformation ausmachen. Bei genauerem Hinsehen schälte sich ein Gesicht aus dem Fels welches hinunter ins Tal blickte. Wir wanderten noch bis zu einem kleinen Vorsprung und drehten dann wieder um. Auf dem Rückweg stießen wir auf eine kleine Gruppe Wanderer aus Sachsen. Wir machten auf dem Mäuerchen Platz um sie vorbei zu lassen. Als sie heran waren, grüßten wir freundlich auf Deutsch (hier ist alles fest in Deutscher Hand, deshalb erst mal auf Deutsch). In fiesem sächsisch kam ein "Obrigadööö" (portugiesisch Danke) zurück. Mich hats fast zerrissen. Als wir außer Sicht- und Hörweite waren, wurde erst mal schallend abgelacht. Die sind echt auch überall! Auf der Kleewiese machten wir noch einmal kurz Pause und wanderten dann gemütlich wieder zurück zum Auto. Wir sind aber heute nicht direkt zurück ins Hotel gefahren, denn da war doch noch die Sache mit dem Lorbeerbaum-Wald. Vielleicht waren wir ja gestern einfach zu früh dran und der morgendliche Nebel hatte sich einfach noch nicht verzogen. Jetzt war es früher Nachmittag und so wagten wir einen erneuten Versuch und fuhren über die Hochebene Paul do Serra hinunter ins Fanal. Es hatte schon Wolken hier oben aber gestern waren es viel mehr. Wir passierten die Stelle an dem uns gestern die Wolkenwalze verschluckt hatte. Nix geschah. Klar trieb der Wind Wolkenfetzen vor sich her aber man konnte noch gut sehen. Vielleicht haben wir ja echt Glück und können noch ein wenig im Lorbeerwald spazieren gehen. Auf einmal machte es Wupp… und schon waren wir wieder drin in der Suppe. Heute noch ekliger als gestern. Mit Müh und Not fanden wir den Parkplatz im absoluten Blindflug wieder. Wenn man meint, gestern war es schlimm, heute war es noch viel schlimmer. Das Forsthaus war heute komplett im Nebel verschwunden, einfach weg und wenn man sich 5 Meter vom Auto entfernte, stand man im weißen Nichts. Dazu tröpfelte uns der kalte Regen noch ins Genick. Trotzdem machten wir noch ein paar Fotos denn es mochte noch so kalt und ungemütlich sein, die Nebelstimmung ließ die ehrwürdigen Lorbeerbäume fast als lebendige Fantasiewesen erscheinen die ihre knorrigen Arme nach einem ausstrecken um ihn mit Haut und Haar zu verschlingen. Bald hatten wir jedoch genug von der Nebelsuppe und schlichen wieder im Schritttempo davon. Jetzt aber nix wie heim und ab an die Strandbar! Einen kleinen Abstecher zu den Windkraftwerken auf dem Hochplateau bauten wir auf dem Heimweg noch ein. Zu Hause hieß es dann raus aus den Wanderklamotten und ab ins Café. Herrlich im Licht der Nachmittagssonne relaxen und ein kaltes Getränk zischen. So sieht Urlaub aus. Für morgen liebäugeln wir mit dem botanischen Garten in Funchal. Der ist weltberühmt und ein Highlight auf Madeira. So weit so gut, das wars für heute wieder. Wir drehen jetzt noch eine kleine Runde um den Block. Also dann, seid ganz herzlich gegrüßt Ihr da draußen.

Tag 7, Freitag, 15.11.2013
Wir haben uns heute früh dann doch spontan gegen den botanischen Garten dafür für eine schöne letzte Levada-Wandertour entschieden. Wir sind zu einem schnuckeligen idyllischen Bergdorf gewandert. Zuerst gings durch einen Pinien- und Eukalyptuswald. Hier fiel uns auf, dass viele Baumstämme auf den ersten 2-3 Metern total verkohlt waren. Im Reiseführer haben wir gelesen, dass diese Bäume bei einem Waldbrand auf Grund der enthaltenen ätherischen Öle in die Luft gehen wie Fackeln. Vor allem der hier nicht heimische Eukalyptus ist nicht gerne gesehen im Wald. Möglicherweise zünden die Einheimischen diese Bäume an damit sie absterben und beim nächsten Wind dann einfach umfallen. Die Pinien hatten auch komplett ihre Nadeln verloren. Nur die kahlen Baumgerippe standen noch herum. An dieser Theorie mag deshalb was dran sein. Hinten im Tal erreichten wir dann das Bergdorf. Hier sind die Leute noch weitestgehend Selbstversorger. Auf den in den Fels geschlagenen kleinen Feldern wuchsen Kürbisse und anderes Gemüse. Die Menschen erschrecken richtig, wenn man sie grüßt. Als hätten sie kaum andere Menschen gesehen, als die dort wohnenden Nachbarn. Die Levada wand sich in kleinen Kurven am Hang entlang und als wir aus dem Tal herauskamen, wärmte uns die Sonne. Wir wanderten noch bis zu einem Aussichtspunkt wo wir einen herrlichen Ausblick auf die umliegenden Berge genießen konnten. Auf einem Felsvorsprung thronte wie ein Adlerhorst ein weiteres Dorf. Es zählte kaum 10 kleine Häuschen von denen die Hälfte jedoch bereits verfallen und verwittert war. Fast senkrechte Stufen führten zu den angelegten Terrassenbeeten. Man mag die Menschen hier ja bewundern, dass sie ihr Leben hier Tag ein Tag aus so bewältigen. An diesem Aussichtspunkt genehmigten wir uns eine längere Pause und genossen die Stille hier oben. Im Anschluss ging es dann auf dem gleichen Weg wieder zurück. Daheim im Hotel entledigten wir uns unserem Wanderzeugs und dann nix wie ab ins Café ein kühles Getränk zischen. Später bauten wir dann aus den glattgeschliffenen Kieseln am Strand noch ein schönes Steinmanderl und schauten hinaus aufs Meer. Wenn das Wasser der Brandung wieder zurück ins Meer fließt gibt das ein eigenartiges Geräusch wenn die Kiesel aneinander reiben und sich gegenseitig abschleifen. Viele sind ganz rund und glatt wie ein Babypopöchen. Hin und wieder findet man auch rundgeschliffene Bimssteine. Da musste ich mir doch glatt drei Steinchen mitnehmen. Morgen früh checken wir hier aus. Am Spätnachmittag geht unser Flieger. Bis dahin haben wir uns einen Stadtbummel durch Funchal sowie den botanischen Garten vorgenommen. Oh mir graut schon vor dem Wetter daheim. Kaum über Null Grad, grau in grau in allen Schattierungen und kaum Sonne. Wir sind hier jetzt eine Woche verwöhnt worden, da fällt das Heimkehren doppelt schwer. So, wir genießen jetzt unseren letzten Abend hier und ich grüß Euch alle ganz lieb.

Tag 8, Samstag, 16.11.2013
Nach dem Frühstück packten wir unser ganzes Zeugs zusammen, checkten aus und fuhren gemütlich Richtung Funchal. Heute wollten wir noch den Botanischen Garten anschaun und eventuell einen Stadtbummel durch Funchal unternehmen bevors wieder nach Hause geht. Die Anfahrt zum Botanischen Garten war wieder etwas knifflig, da einfach keine ausreichende Beschilderung vorhanden ist. Nach einiger Zeit fanden wir den Eingang dann doch. Wir kauften ein Ticket inklusvie Seilbahnfahrt hinauf nach Monte. Der Bummel durch den Botanischen Garten war toll. Viele Pflanzen sehen aus, als seien sie einem Fantasy-Film entsprungen. Der Garten ist in verschiedene Bereiche unterteilt. Medizinische Pflanzen und Küchenkräuter, Palmen und Kakteen, Einheimisches Grünzeug und und und. Buchsbäumchen und Thuyen-Hecken waren kunstvoll zurecht gestutzt. Ein Strauch sah wie ein Vogel aus. Ein großer Platz war in verschieden farbigen kleinen Hecken so angepflanzt, dass es einem geometrischen Muster glich. Es gab große Drachenbäume und verschiedene Lilienarten. Interessant ist, dass viele Blumen und Pflanzen für die Madeira so bekannt ist, ursprünglich gar nicht hier vorkommen. Die Hortensien zum Beispiel kommen aus China und die schönen Schmucklilien aus Afrika. Nach dem wir unseren ausgiebigen Streifzug durch den Garten beendet hatten, fuhren wir mit der Seilbahn hinauf nach Monte. Oben angekommen pfiff schon wieder ein steifer kalter Wind und es nieselte leicht. Kurzentschlossen entschieden wir uns wieder für die Talfahrt, denn wir hatten keine Jacken dabei. Nur mit T-Shirt wars einfach zu kalt. Auch den Besuch der Altstadt von Funchal ließen wir dann ausfallen. Die Parkmöglichkeiten sind dort mehr als bescheiden und so fuhren wir gleich zum Flughafen. Wir gaben unser Auto zurück, mit dem wir die letzten Tage immer sicher von A nach B gekommen sind und aßen in einem Café eine Kleinigkeit zu Mittag. Als dann der Schalter für den Check-in nach München geöffnet wurde, gaben wir schnell unseren Koffer ab und besuchten noch die Ladenzeile für letzte Souveniereinkäufe. Dann entdeckten wir eine Glastüre die hinaus auf eine Terrasse führte. Von dort aus konnte man das Vorfeld und die Landebahn überblicken. Wir waren kaum auf der Terrasse schon landete eine Maschine. Ein richtiges Spektakel wenn man das aus nächster Nähe beobachten kann. Als wir uns endlich von dem quirligen Vorfeldtreiben loseisen konnten begann bereits das Boarding. Pünklich gings dann auch los und knapp 4 Stunden später landeten wir bei Nebel und Kälte wieder in München. Die Woche auf Madeira war superschön. Viel Natur und noch prima Wetter. Wir haben den Aufenthalt dort sehr genossen und vielleicht kommen wir ja einmal im Sommer wieder wenn es dann auch im Fanal bei den Lorbeerbäumen wahrscheinlich wolkenlos ist.