Über meinen Geburtstag verbrachten wir heuer im Februar ein paar Tage in Neapel. Ganz nahe am Vesuv, übrigens einer der 15 gefährlichsten
Vulkane der Welt, bei herrlichem Sonnenschein und angenehmen 15 Grad. Raus aus dem Schneechaos und Dauerfrost in Deutschland. Der Name Neapel leitet
sich vom altgriechischen Neapolis (= Neue Stadt) ab. Denn man vermutet, dass die alten Griechen bereits um 750 v. Chr. Neapel gegründet haben.
Nachdem ich jetzt ein paar Mal keinen Reisebericht mehr verfasst habe als wir unterwegs waren, habe ich mich nun entschlossen, wieder einen zu tippen. Seht und lest
was wir alles am Golf von Neapel erlebt haben.
1. Tag - 17.02.2012
Urlaub, endlich Urlaub! Ganz relaxed ging's heute in den Tag. Nachdem wir unsere to-do-Liste abgearbeitet hatten holte uns Papa heute
Mittag ab und brachte uns raus zum Flughafen. Schnell war unser Koffer eingecheckt und nachdem wir noch massig Zeit hatten pflanzten
wir uns in ein Lokal und ließen uns einen leckeren Leberkäse schmecken. Fast pünktlich hob dann unser Flieger Richtung Neapel ab.
Über tief verschneite Alpengipfel ging es an der Adriaküste entlang und dann hinüber auf die andere Seite des italienischen Stiefels
nach Neapel. Im Landeanflug konnten wir den Vesuv ganz nah sehen. Ich war jetzt schon beeindruckt! Noch nie habe ich einen Vulkan gesehen.
Neapel schmiegt sich ganz nah an den feuerspeienden Berg. Man mag sich das Chaos gar nicht vorstellen, wenn der Vesuv einmal wieder
erwachen sollte...
Das Taxi brachte uns dann in unser Heim für die nächsten Tage. Das Hotel Palazzo Caracciolo ist ein renovierter und modernisierter
Palazzo aus dem 13. Jahrhundert. Wer uns kennt, weiß dass wir gerne in solchen alten Gemäuern absteigen. Nachdem wir ausgepackt hatten,
machten wir erst mal einen kleinen Spaziergang und entdeckten gleich ein altes Stadttor mit Resten der alten Stadtmauer. Heute passiert
nicht mehr viel. Wir werden das Restaurant noch aufsuchen und dann bald das Licht ausmachen. Schliesslich ist morgen mein Geburtstag
und da will ich natürlich ausgeschlafen sein.
2. Tag - 18.02.2012
Wir haben geschlafen wie Steine. Fit und voller Tatendrang starteten wir deshalb in den Tag. Gleich in der Früh kamen schon die ersten
Geburtstags-SMSen hier an und pünktlich um 9:43 Uhr kam der Anruf von Mama und Papa. Nach einem kurzen Geburtstagsratscherl machten
wir uns auf den Weg zum Dom. Dort wurden dann Lichterl für uns und die Lieben daheim angezündet. Wir bummelten dann durch die lauschigen
Gassen und entdeckten allerlei tolle Dinge. Die Fischhändler verkauften in kleinen Geschäften die Meeresfrüchte in Schalen mit Salzwasser.
Auch ganz große Fische lagen herum. Spottbillig waren auch die Zitrusfrüchte. Aber am allerwitzigsten fanden wir die Wäscheleinen die hier
überall quer über die Gassen gespannt werden. Daher kommt wahrscheinlich auch der Ausdruck "Hier schaut's ja aus wie in Neapel!" Mit einer
Art Zahnradbahn fuhren wir hinauf auf den Hügel Vomero zum Castel Sant Elmo. Von dort hatten wir einen schönen Blick auf die Stadt.
Schade, dass es recht diesig war, denn der Vesuv hüllte sich nämlich in Wolken. Wir beschlossen deshalb an einem anderen Tag noch einmal
wieder zu kommen und ratterten mit der Bahn wieder hinunter. Ein Schaufensterbummel auf der Via Toledo führte uns direkt in ein Café.
Nach der kleinen Stärkung führte uns der Weg weiter bis zum Hafen. Von dort aus konnten wir den Vesuv richtig gut sehen. Nur um seinen
Gipfel waberten noch die Wolken. Am Palazzo Reale vorbei ging's dann direkt zum nächsten Taxistand. Man muss es ja auch nicht übertreiben
mit dem Rumlatschen. Vor allem nicht am Geburtstag. In wenigen Minuten kurvte uns der Taxler durch Gassengewirr vor unser Hotel.
Hier liege ich jetzt auf dem Bett und tippe meinen Reisebericht in unser iPad. Die Ansichtskarten sind auch schon geschrieben und auf
dem Weg in die Heimat. Morgen wollen wir eine Stadtrundfahrt machen. Die roten Busse haben wir heute schon ein paarmal gesehen.
Und natürlich geht's heute noch lecker essen. Also dann ihr Lieben. Bis morgen.
3. Tag - 19.02.2012
In einem gemütlichen Lokal haben wir gestern noch eine urige Holzofenpizza gegessen und meinen Geburtstag ausklingen lassen.
Heute nach dem Frühstück nutzten wir den hoteleigenen Shuttleservice und fuhren zum Castel Nuovo. Von dort aus starteten nämlich die
Busse für die Stadtrundfahrten. Schnell war das Ticket organisiert und dann ging's auch schon los. Insgesamt gondelten wir drei
Stunden auf drei verschiedenen Touren durch Neapel. Herrlich! Allerlei Interessantes konnten wir erfahren. Zum Beispiel das Blutwunder
von S. Gennaro. Der Heilige Gennaro ist der Schutzheilige von Neapel. Zweimal im Jahr, im April und im September verflüssigt sich
das geronnene Blut in der Glasphiole die im Dom aufbewahrt wird. Die Neapolitaner feiern dieses Ereignis mit einer großen Prozession.
Hat sich das Blut verflüssigt, hält der Heilige weiterhin seine schützende Hand über die Stadt und seine Bewohner. Bleibt das Wunder aus,
drohen Unglück und Katastrophen. Im archäologischen Museum werden wertvolle Artefakte aus Pompeji und Herculaneum aufbewahrt. Mosaike
und farbenfrohe Fresken aus den antiken Palästen. Diese beiden Städte sind beim verheerenden Vulkanausbruch 79 n. Chr. dem Erdboden
gleich gemacht worden. Nach Pompeji machen wir morgen einen Ausflug. Wir hoffen sehr, dass das Wetter genauso traumhaft ist wie jetzt gerade.
Die Sonne scheint aus allen Knopflöchern vom strahlend blauen Himmel.
Außerdem besuchten wir mit der Stadtrundfahrt den Hügel von Posilippo. Hier gibt es den klassischen Aussichtspunkt der oft als
Postkartenmotiv zu sehen ist. Man kann von dort den gesamten Golf von Neapel überblicken. Im Hintergrund schützend und bedrohlich
zugleich der Vesuv. An klaren Tagen kann man sogar die Insel Capri sehen. Nach soviel Sightseeing brauchten wir eine kleine Stärkung.
Diese gönnten wir uns in Form eines leckeren Cappucchinos im Café Gambrinus. Innen drin ist alles im Stil des 19. Jahrhunderts gehalten
und wirkt ein bisschen verstaubt. Aber glaubt man dem Reiseführer, so haben dort schon honorige Persönlichkeiten gespeist. Tja, und wir
jetzt auch. Heute gehts dann früh ins Bett. Morgen müssen wir früh raus für unseren Ausflug. Also drückt die Daumen, dass wir schönes Wetter haben!
4. Tag - 20.02.2012
Früh aufstehen hieß es heute, denn heute war unser Ausflug zum Vesuv und nach Pompeji. Als wir am vereinbarten Treffpunkt aufgegabelt wurden
machte sich jedoch schnell Ernüchterung breit. Die Strasse auf den Berg ist nämlich auf Grund der derzeitigen Wetterverhältnisse für Fahrzeuge
aller Art gesperrt. Wie schade. Kein Blick in den Krater. Wir fuhren deshalb gleich direkt zu den Ruinen von Pompeji. Pompeji war eine riesige
Stadt in der das Leben rund um die Uhr pulsierte. Für die Besucher ist nur ein kleiner Teil zugänglich. Aber auch dort kann man Stunden verbringen.
Es gibt prächtige Villen, Markthallen, unzählige Wohnhäuser, Gebäude des täglichen Lebens wie Bäckereien und natürlich Tempel für alle möglichen
antiken Götter wie zum Beispiel Apollo oder Jupiter. Im Bordell, im so genannten Lupanare waren wir auch. Man kann dort an den Wänden noch alte
erotische Fresken bewundern. In den Zimmern der Liebesdienerinnen sind teilweise Inschriften in die Mauern geritzt. Die Oberschicht der Bürger
von Pompeji wohnte in großen und weitläufigen Anwesen mit säulengestützten Eingangshallen und eigenen Thermen. Man kann sich richtig vorstellen
wie dort rauschende Feste gefeiert wurden und der Wein in Strömen floss. Als der Vesuv 79 n. Chr. ausbrach wurden alle Bewohner vom Stadthalter
bis hin zum niederen Sklaven überrascht. Die glühend heiße Aschewolke wälzte alles und jeden nieder. Die Gipsabdrücke der Körper sind deshalb
in allen möglichen Stellungen. Sitzend, liegend, gekrümmt. Die heiße Asche hat den Moment in dem die Menschen grausam zu Tode gekommen sind,
einfach festgehalten. Schon ein eigenartiges Gefühl wenn man diese Gipskörper anschaut. Nach zwei Stunden in Pompeji sammelte uns der Fahrer
wieder ein und verkündete seinen Plan B, sein Alternativprogramm. Nach dem stärkenden Mittagessen fuhren wir die wunderschöne Amalfiküste auf
einer schrecklich kurvigen Strasse entlang. Immer wieder eröffneten sich uns zauberhafte Ausblicke auf das türkisblaue Meer und die kleinen
Küstenstädtchen. Unser Guide erzählte uns viele interessante Dinge rund um die Region. So erfuhren wir, dass die ganze Amalfiküste bekannt
für ihre Zitronen, Orangen und Mandarinen ist. Und wirklich, an einem Obststand durften wir zuckersüße Mandarinen probieren und staunten über
Zitronen, die fast so groß waren wie Fussbälle. Im Örtchen Amalfi wurde im 13. Jahrhundert der Kompass erfunden. Wir sahen unter anderem noch
die schneeweiße Villa der italienischen Filmikone Sophia Loren, die man nur per Boot vom Meer aus erreicht. Überhaupt wohnen hier viele Promis
und solche, die sich dafür halten. Alle paar hundert Meter ragen alte normannische Türme aus den Felsen. Wachtürme gegen gefürchtete
Piratenangriffe, wie unser Guide erzählte. Als langsam dann auch die Sonne immer tiefer sank machten auch wir uns wieder auf den Heimweg nach
Neapel. Wir hatten einen verdammt coolen Tag voller spannender Eindrücke. Spannender schon als ein Blick in den Krater. Der Vesuv zeigt seit
1944 keine Aktivität mehr, es qualmt nix und es brodelt nix. Also eigentlich voll langweilig. Und deshalb war die Amalfiküste heute ein
herrliches Ausflugsziel. Morgen ist ausschlafen angesagt, denn soviel Geschichte und herrliche Natur machen ganz schön müde. Na dann ihr
Lieben, ich hau mich hin. Bis morgen.
5. Tag - 21.02.2012
Eigentlich wollten wir heute ins archäologische Museum gehen, das laut Internet auch geöffnet hat, aber als wir dort ankamen standen wir vor
verschlossenen Türen. Wir bummelten dann durchs historische Zentrum und landeten schließlich im Café Gambrinus. Dort gabs dann heiße Schokolade
mit Sahne, dickflüssig wie Kuchenglasur und einen Knuspervulkan aus Blätterteig, hmmm lecker! Am Nachmittag besuchten wir die Napoli Sotterranea,
Neapels geheime Unterwelt. 40 Meter unter der Stadt kann man alte griechische und römische Grotten und Zisternen bestaunen. Teilweise sind die
Grotten über 5000 Jahre alt und wurden als antike Steinbrüche für Gebäude und Stadtmauern genutzt. Im 2. Weltkrieg dienten die Grotten der
Bevölkerung als Luftschutzbunker. Manche Durchgänge sind kaum 50 Zentimeter breit und ohne Licht, so dass man sich mit einer Kerze in der
Hand hindurchquetschen muss. Für dicke Amerikaner die absolut falsche Sehenswürdigkeit. Unvorstellbar aber wahr: Unter einem mehrgeschössigen
Wohnhaus wurde im Keller ein fast vollständig erhaltenes römisches Theater entdeckt. Das Theater erstreckt sich im Halbkreis insgesamt über
mehrere Häuser und muss wohl für immer dort verbleiben, denn eine Ausgrabung ist auf Grund der Bebauung an der Oberfläche schier unmöglich.
In einem Teil des unterirdischen Theaters sind neapolitanische Krippen ausgestellt. Die Kunst des Krippenbauens ist in Neapel seit mehreren
Jahrhunderten heimisch und wenn man durch die Altstadt flaniert findet man immer wieder kleine Werkstätten in denen fleißig an den Krippen
gearbeitet und den Figuren geschnitzt wird. Nach unserer unterirdischen Exkursion schlenderten wir zurück ins Hotel und bestellten beim
Roomservice was Leckeres. Urlaub ist echt sowas von anstrengend :-). Jetzt gibts dann noch eine heiße Dusche und dann ab in die Federn.
6. Tag - 22.02.2012
Heute, beim zweiten Anlauf hat's mit dem Besuch im archäologischen Museum geklappt. Da drinnen findet man viele Fundstücke aus Pompeji
und Herculaneum, das auch beim Vesuvausbruch zerstört wurde. Der Großteil der Mosaike ist noch richtig gut erhalten und man kann sich
vorstellen, wie diese Bilder einst prächtige Villen schmückten. Außerdem sind auch einige Funde aus den Caracalla-Thermen in Rom ausgestellt.
Die Statuen sind alle aus weissem Marmor und bestimmt drei Meter oder noch höher. Nachdem auch ein Museum anstrengend sein kann und heute
auch ein richtig ekelhaft kalter Sturm wehte, beschlossen wir den Rest des Tages gemütlich zu verbringen. Zurück im Hotel lümmelten wir dann
ganz faul herum und ließen unseren letzten Abend in Neapel ganz beschaulich ausklingen.
Im nachfolgenden Album sind noch ein paar Fotos aus Neapel. Viel Spaß beim Anschaun!
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