Oman. Klingt mystisch und geheimnisvoll. Hier spürt man noch überall den Geist des alten Arabiens. Dieses Land auf der arabischen Halbinsel war Heimat von Sindbad dem Seefahrer und der Legende nach auch von den Heiligen Drei Königen. Die legendäre Weihrauchstraße nimmt hier ihren Anfang und überall kann man Spuren der 5000 jährigen Seehandelsmacht finden. Es gibt also wieder eine Menge zu entdecken. Also auf in den alten Orient, Jallah!



Tag 1 Sonntag, 11.11.2012 Flug von München nach Muscat
Nach einem stärkenden Frühstück und einem letzten Blick in die gepackten Koffer brachte uns Papa gegen Mittag zum Flughafen. Dank Online-Checkin blieb uns eine lange Warterei am Schalter erspart, so dass wir schon bald bei einem kleinen Snack auf das Boarding Richtung Muscat warten konnten. Der 6-stündige Flug verging superschnell. An Bord war jede Menge Entertainment geboten. Filme, Dokus, alles was den Flug so kurzweilig wie möglich macht. Und so landeten wir um 23:00 Uhr omanischer Zeit (man ist hier 3 Stunden voraus) in Muscat. Drückende Schwüle empfing uns gleich als wir ausstiegen. Was für ein Kontrast zum heimischen Regenwetter! Auch die Organisation des Visums klappte wie am Schnürchen. Leider gings am Mietwagenschalter dann nicht mehr so schnell, aber nach einer halben Stunde war auch das erledigt. Wir cruisen jetzt mit einem mords Hobel durch den Oman. Einem riesigen Toyota Landcruiser. Nach einer kurzen Einweisung durch den Mitarbeiter von Europcar gondelten wir also los durch die schwüle Nacht zu unserem ersten Hotel. Das Tulip In. Ein bisschen mussten wir suchen, aber zu guter Letzt haben wir unser Quartier in den verschachtelten Häuserschluchten von Muscat dann doch noch gefunden. Der lange Tag steckte uns in den Knochen, die angenehme Vorfreude und das Gefühl endlich angekommen zu sein, tat das Übrige. Bald lagen wir im Bett und bekamen nix mehr mit.

Tag 2 Montag, 12.11.2012 Von Muscat nach Sur und Ras al-Jinz
Pünktlich um 9 Uhr in der Früh machten wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel. Zur Schildkrötenfarm in Ras al-Jinz. Zuvor jedoch wollten wir noch bei einer Bank unsere Bargeldreserven auffrischen und vor allem, ganz ganz wichtig hier in der Hitze, viel zu Trinken einkaufen. Also gesagt getan. Wir steuerten einen Parkplatz in der Nähe einer Bank an. Doch was war das? Unsere Visa-Card mochte uns kein Geld geben! Immer brach die Verbindung in dem Automaten ab. Ok, zurück zum Auto und auf zur nächsten Bank. Und schon wieder schlug das Pech erbarmungslos zu. Unser Toyota ließ sich nicht mehr starten! Die Batterie-Warnleuchte blinkte wie verrückt und nix ging mehr. Das darf doch jetzt alles nicht wahr sein. Keine Kohle, Auto kaputt, nix zu trinken… das geht ja schon gut los! Leicht genervt rief Wolfi bei Europcar an und schilderte das Problem. Man gab ihm eine andere Telefonnummer durch. Als wir dort endlich jemanden erreicht hatten war schon fast eine Stunde vorbei. Der Mann am anderen Ende der Leitung versprach uns jemanden mit einer neuen Batterie zu schicken. Das dauert ca. 30 Minuten sagte der Typ. Ok, also ungefähr eine Stunde. Denn hier will gut Ding Weile haben. Wir gingen dann derweil zum Supermarkt und kauften ordentlich Wasser ein. Bei einem neuen Versuch bei einer weiteren Bank das gleiche Spiel. Die Visa funktioniert hier nicht. Wolfi wechselte dann kurzerhand die letzten Euros, so dass wir nun wieder ein wenig flüssig sind. Gegen Mittag tauchte dann nach gefühlten 3 Stunden der Mann von Europcar mit einer neuen Batterie auf und baute das Teil auch gleich ein. Unser Toyota sprang mühelos wieder an und so konnten wir endlich zu unserem eigentlichen Ziel aufbrechen. Wir fuhren aus Muskat heraus auf der neu gebauten Autobahn Richtung Sur. Dazwischen machten wir einen kleinen Abstecher ins Wadi Tiwi. Ein Wadi ist ein ausgetrocknetes Flussbett mit viel Vegetation. Eine richtige Oase in den schroffen Felsen rund herum. Es gibt dort viele Palmen und Schilf. Ein kleines Bächlein murmelt auch fröhlich vor sich hin. Dort kamen wir dann ein wenig zur Ruhe nach der morgendlichen Aufregung. Wir ließen die Natur auf uns wirken und waren froh, dass doch noch alles ein gutes Ende genommen hat. Wir verließen Tiwi und fuhren durch Sur durch und ab nach Ras al-Jinz. Dort checkten wir im Hotel ein und liegen jetzt ganz faul herum. Der Tag war ja auch echt der Hammer. Dazu noch der Klimaumschwung. Wir sind platt. Heute Abend gehen wir dann noch an den Strand. Denn hier in Ras al-Jinz gibt es ein Meeresschildkröten-Reservat. Man kann die Tiere bei der Eiablage beobachten. Bin schon sehr gespannt drauf. Jetzt gibt's dann erst mal eine erfrischende Dusche und alles Weitere wird sich zeigen. Wir hoffen nur, dass sich dieser holprige Start in den Urlaub nicht wie ein roter Faden in der kommenden Woche mitzieht. Aber wir sind ja keine Schwarzmaler. Das wird sicherlich noch. Also dann, bis morgen.

Tag 3 Dienstag, 13.11.2012 Von Ras al-Jinz in die Wahiba-Wüste
Der Ausflug an den Schildkrötenstrand war gestern noch ein tolles Erlebnis und entschädigte für den ganzen Ärger am Vormittag. Zwei kundige Führer eskortierten uns mit einer Gruppe von ca. 15 Leuten bei völliger Dunkelheit an den Strand. Wir konnten dort kleine Babyschildkröten sehen wie sie aus dem Nest im Sand Richtung Brandung krabbelten. Diese kleinen Tierchen möchte man am liebsten aufsammeln und persönlich ins Wasser bringen. Aber genau das darf man nicht tun, denn sonst geht der Instinkt verloren, dass die Weibchen nach ungefähr 50 Jahren an genau dem Strand wieder an Land kriechen um dort ihr Nest zu graben. Eine gute Viertelstunde später entdeckte unser Guide ein erwachsenes Weibchen, das gerade dabei war die Eier im Nest wieder zu vergraben. Ein richtiger Kraftakt für die Schildkröte. Sie musste immer wieder Pausen einlegen, hob dabei den Kopf und atmete ganz schwer. Als sie endlich mit buddeln fertig war, hievte sie ihren massigen Körper aus dem Sandloch und kroch zurück ins Meer. Man konnte ihr und den Eiern nur noch alles Gute wünschen, bevor sie in der Brandung verschwand. Wir wanderten im Schein der Taschenlampen wieder zurück zum Hotel und fielen dann nur noch ins Bett. Am nächsten Morgen nach einer erholsamen Nacht fuhren wir dann weiter. Auf unserem Weg lag das Wadi Bani Khalid. Ein Ort wie aus Gottes Tuschkasten. Eine grüne Oase mit vielen kleinen Seen in denen man baden konnte. Palmen und Schilf säumten den kurzen Wanderweg welcher an einem kleinen Rastplatz endete. Dort zischten wir erst einmal eine kühle Cola, denn die Sonne stach unerbittlich vom blankgeputzten stahlblauen Himmel. Nach diesem kurzen Päuschen machten wir uns auch schon wieder Richtung Auto. 40 Grad zeigte das Thermometer für die Außentemperatur im Inneren unseres Jeeps. Das war so spektakulär, das musste ich als Fotobeweis festhalten. Wir fuhren dann weiter ins Dorf Al Wasil. Dort war der Treffpunkt zur Fahrt ins Wüsten-Camp. Im Konvoi gings dann am späten Nachmittag hinein in die Ramlat al Wahiba. Schon nach kurzer Fahrt türmten sich die Sanddünen links und rechts der Piste auf. Dazwischen immer wieder kleine Akaziensträucher und hier und da ein Kamel. Herrlich! Die Fahrt endete beim Wüstencamp. Die putzigen kleinen Hütten waren aus Palmwedeln gebaut. Innen drin zwei Betten, eine kleine Kommode und eine Laterne. Mehr brauchst ja nicht. Vor der Hütte ein kleines Tischchen und zwei Stühle. Sehr gemütlich. Nach dem alle ausgepackt hatten fuhren wir wieder im Konvoi durch die Dünen. Die Jeeps wurden unterhalb einer hohen Düne abgestellt und dann gings den Sandberg hinauf. Puhh, war das anstrengend. Doch oben gabs als Entschädigung einen Sonnenuntergang vom Allerfeinsten. Die Guides kochten auf dem Lagerfeuer omanischen Kaffee mit Kardamom und reichten Datteln herum. Richtig schön und sehr romantisch. Es war bereits dunkel als wir im Camp wieder ankamen. Jetzt hatten alle einen Mordshunger. Das Buffet (wo auch immer die Burschen das hergezaubert haben) war extrem lecker. Gegrilltes Hühnchen, Reis, Tomaten-Gurkensalat, eine Suppe und Nachspeisen standen für die "Neu-Beduinen" bereit. Es blieb fast nix übrig. Wir saßen dann noch lange am Tisch mit zwei Ehepaaren aus unserem Landkreis zusammen und tauschten Erfahrungen aus. Lustig, im Oman triffst Du Leute, die keine 10 Kilometer von dir weg wohnen. Am Himmel funkelten tausend und mehr Sterne und ab und zu konnte man eine Sternschnuppe fallen sehen. Es war einfach nur herrlich! Wir schliefen sehr sehr gut in dieser Nacht, absolute Dunkelheit und kein Laut drang an unser Ohr. Ein einmaliges Wüsten-Erlebnis das wir so schnell nicht vergessen werden.

Tag 4 Mittwoch, 14.11.2012 Von der Wüste nach Nizwa
Mit dem ersten Sonnenlicht, das in unsere Palmhütte blinzelte waren wir dann auch schon wach. Duschen und großartige Waschungen verschoben wir kurzerhand auf den heutigen Abend, wenn wieder eine vernünftige Dusche zur Verfügung steht. Also gings nach dem Frühstück schon ultrafrüh wieder weiter. Wir folgten den zahllosen Reifenspuren und fanden so auch wieder aus der Wüste hinaus. Wieder auf dem Highway folgten wir den wenigen Schildern Richtung Nizwa. Der nicht vorhandene Schilderwald ist immer ein wenig knifflig. Man weiß nie wenn man abbiegt, ob man auch dort rauskommt wo man hin will. Das ist ein bisschen nervig. Aber bis jetzt haben wir noch jedes Ziel gefunden. In Ibra hätten wir den Frauenmarkt anschaun können. Ein Markt von Frauen für Frauen. Männer sind nicht erwünscht. Aber nachdem uns eher nach Natur der Sinn stand beschlossen wir gleich auf den Jebel Akhdar zu fahren. Der Jebel Akhdar ist ein Gipfel des Hajar-Gebirges. In sehr steilen Serpentinen windet sich die Straße Meter für Meter in die Höhe. Oben auf 2000 Meter angekommen hatte es "nur noch" angenehme 19 Grad. Wir erkundeten auf dem Berg das Saiq-Plateau mit seinen ursprünglichen Bergdörfern in denen man meint, die Zeit wäre stehen geblieben. An einem Aussichtspunkt konnte man die berühmten Terrassen dieses Plateaus bestaunen. Auf diesen Terrassen werden die berühmten Damaszenerrosen angebaut, aus denen dann das hier überall käufliche Rosenwasser gewonnen wird. Außerdem gedeihen hier noch Granatäpfel. Auch ein verlassenes Dorf haben wir gesehen. Leider fanden wir den Weg dorthin nicht, denn angeblich kann man dieses "Geisterdorf" zu Fuß entdecken. Naja. Die Natur der Berge um uns herum war aufregend und atemberaubend genug. In vielen Bergen und bald an jeder Ecke kann man die Faltungen noch sehr gut erkennen, als sich der Gebirgszug vor Jahrmillionen aufgefaltet hat. Verschiedene Gesteinsschichten kommen dort an die Oberfläche und alle leuchten im Licht der Sonne in verschiedenen Farben. Ocker, rotbraun, gelblich und dunkelbraun. Ein Traum. Am frühen Nachmittag fuhren wir dann wieder den Pass hinunter und direkt nach Nizwa. Unserem nächsten Ort an dem wir Station machen. Jetzt wird erst mal entspannt, dann ausgiebigst geduscht und dann sehen wir weiter. So, ich hau mich jetzt auch ein paar Minuten hin. War eh zwei Tage hinten dran mit Reisebericht schreiben. Mann Mann Mann :-). Also dann, man liest sich.

Tag 5 Donnerstag, 15.11.2012 Nizwa
Heute machten wir Nizwa und Umgebung unsicher. Nizwa war früher die Hauptstadt des Omans. Als wasserreiche Oasenstadt war Nizwa immer sehr wohlhabend. Die Stadtgeschichte reicht sogar zurück bis in die Vorislamische Zeit um ca. 630 n. Chr. Die Fülle an Wasser verdankt Nizwa, dass sich die grünen Palmenhaine über mehr als 8 Kilometer erstrecken. Die unterirdischen Bewässerungskanäle führen in jeden Winkel der Stadt und versorgen diese so mit Wasser. Zuerst bummelten wir im historischen Viertel durch die engen Soukgassen und kümmerten uns um Mamas bestellte Gewürze. Zimtstangen und Muskatnüsse wechselten bald den Besitzer. In viele Säcke randvoll mit den verschiedensten Gewürzen durften wir jedoch noch hineinschnuppern. Nelken, Safran, Sternanis, getrocknete Zitronen, Kümmel, verschiedene Pfeffersorten und vieles mehr stieg uns in die Nase. Ein wahres Duftfeuerwerk. Anschließend gingen wir in das Fort von Nizwa. Das Fort ist eine Festungs- und Verteidigungsanlage aus dem 17. Jahrhundert. Der alles überragende Rundturm ist mit seinen 44 Metern im Durchmesser und 28 Metern in der Höhe der höchste im ganzen Oman. Das Fort war ferner auch die Residenz der hiesigen Imame die den Oman früher regierten. Man kann in viele Räume hineingehen und sieht dort recht schön, wie die Imame dort früher lebten. Alles ist sehr verwinkelt und immer wieder tun sich großartige Räume auf. Vor allem ist es innen im Fort relativ kühl im Vergleich zu der brüllenden Hitze draußen. Nachdem wir in sämtliche Räume und Winkel geguckt hatten fuhren wir zurück zum Hotel. Dort wurden die im Souk erstandenen Ansichtskarten geschrieben. Dazu gabs leckere, süße Datteln. Später brachen wir dann nach Jabrin auf. Jabrin selbst ist total unspektakulär, aber der Palast, den Imam Bil'Arub bin Sultan 1670 als Sommerresidenz bauen ließ ist wahrlich ein Besuch wert. Auch hier sind zwei Häuserkomplexe miteinander verbunden und über verwinkelte enge Treppen zu erreichen. In vielen Räumen kann man noch prachtvoll bemalte Holzdecken bestaunen und einige Treppenaufgänge sind verziert mit altarabischen Schriften. Der Palast selbst zeugt vom hohen handwerklichen Können der damaligen Baumeister und vermittelt einen guten Eindruck der Wohnkultur im Südarabien des 17. und 18. Jahrhunderts. Über Bahla fuhren wir dann ins Wadi Tanuf. Das Wadi verengt sich nach ein paar Kilometern immer mehr zu einer tiefen Schlucht. Links und rechts der Piste ragen die Felswände mehrere hundert Meter senkrecht nach oben. Man kann die verschiedensten Gesteinsschichten überall in den Felswänden erkennen. Überall liegen riesige Felsbrocken herum und sorgen so für eine atemberaubende Landschaft. Man kann sich nur sehr schwer vorstellen, dass bei starken Regenfällen dieses Tal überflutet wird. Mit vielen Fotos auf der Speicherkarte gings dann wieder zurück ins Hotel. Heute Abend gibt's wieder lecker Buffet und morgen geht's dann rauf auf den Jebel Shams. Dem höchsten Gipfel hier. Bin schon sehr gespannt. Ach übrigens… da war doch noch die Sache mit dem Geld, der Visakarte und den Automaten. In Nizwa wiederholte sich das Spiel, dass wir nix abheben konnten. Der nette Mann in der Bank sagte auch, dass die Kreditkarte nicht akzeptiert wird. Kann aber nicht sein, denn das Visa-Symbol war ja draußen gut zu lesen. Auf blöd versuchten wir es mal mit einem anderen, einem niedrigeren Betrag. Und siehe da… der Automat spuckte frisch gedruckte, mit dem Konterfei des Sultan versehene bunte Geldscheine aus. Uns fiel ein Felsen vom Herzen! Endlich Geld! Voller Freude zogen wir noch mal und nochmal und nochmal Geld raus. Wir haben jetzt so viel Bargeld, das können wir glaub ich nicht mehr ausgeben. Aber egal, umgewechselt in Euro ist ja gleich wieder und der Souk in Muscat wartet ja auch noch auf uns. Das nur noch mal so am Rande.

Tag 6 Freitag, 16.11.2012 Von Nizwa rauf auf den Jebel Shams
Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von unseren Reisebekanntschaften aus Glonn und wollten gerade aufbrechen, als ich in der Hotellobby drei Omanis entdeckte die gerade dabei waren Körbe aus Dattelpalmblättern zu flechten. Bevor ich fragen konnte, ob ich ein wenig zugucken darf, da saß ich schon neben einem alten Opa mit weißem langen Bart, eine Dattel im Mund und einer Tasse Kaffee in der Hand. Der Opa erklärte mir mit zahnlosem Mund und Händen und Füßen was er da gerade macht. Wolfi kam auch noch hinzu und auch er wurde vom Opa mit Datteln und Kaffee versorgt. Wenig später trafen auch noch zwei von den Glonnern ein. Auch sie konnten dem Opa den gemütlichen Sit-In nicht abschlagen. Irgendwann konnten wir uns dann loseisen und brachen Richtung Berge auf. Auf dem Weg dorthin ließen wir uns die Palmenhänge von Misfah nicht entgehen. Das kleine Bergdorf klebt wie ein Schwalbennest am Hang und unterhalb ist alles grün und voller Dattelpalmen. Ab und zu hört man einen Esel schreien, aber sonst herrscht Stille. Über eine steile Passstraße schraubten wir uns immer mehr dem höchsten Gipfel hier entgegen. Der Jebel Shams - in der Arabischen Sprache bedeutet das "Berg der Sonne" - liegt auf 3009 Meter Höhe. Auf bisschen mehr als 2000 Meter ist das Jebel Shams Resort wo wir heute übernachten. Der Weg dort hinauf ist gespickt mit fantastischen Ausblicken ins Hajar-Gebirge. Immer wieder sieht man tiefe Schluchten und zerklüftete Berghänge. Oben angekommen herrschte kurz Verwirrung, da das Resort keine Buchung für uns hatte. Ein kurzer Anruf beim Reiseveranstalter schaffte das Malheur jedoch schnell aus der Welt und wir bezogen ein schnuckliges kleines Häuschen mit Terrasse. Kurz darauf brachen wir zu einer kleinen Erkundungstour auf. Wir spazierten einen schmalen Pfad entlang der in schwindelnder Höhe und immer kurz vorm Abgrund verlief. Rechts, 1000 Meter unter uns gähnte der Abgrund des "Grand Canyon des Oman". Nix gesichert und alles voller Geröll. Ein falscher Tritt und… naja, lassen wir das :-). Aber voller spektakulärer Aussichten. Die Hobbygeologen dürften sich hier oben glücklich schätzen, denn mit etwas Dusel kann man hier Fossilien finden. Das Gebirge war früher nämlich auch mal ein Meer. Genau wie bei uns der Wendelstein. Durch die Kontinentalverschiebungen wurde der Gebirgszug in die Höhe gehoben und so kann das geschulte Auge hier oben bestimmt versteinerte Fische und Muscheln finden. Ich musste mich leider so auf den Weg konzentrieren, dass ich nicht ausgiebig die Felsen inspizieren konnte. Direkt gegenüber des Wanderpfades ragte der Gipfel des Jebel Shams auf. Rundherum steile Felswände und ein Weitblick bis weit ins Tal hinunter. Einfach grandios! Später am Nachmittag zogen dicke Wolken auf und es wurde empfindlich kühl. Sogar einige Regentropfen schafften es durch die heiße Luft nach unten. Wie der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Soll heißen, ergiebig wars nicht. Jetzt liegen wir faul herum und lassen den Tag ganz entspannt ausklingen. Bis morgen dann. Morgen sind wir bereits wieder in Muscat.

Tag 7 Samstag, 17.11.2012 Vom Jebel Shams zurück nach Muscat
Gestern konnten wir noch einen fantastischen Sonnenuntergang auf dem Jebel Shams genießen. Die Wolken verzogen sich auch vollständig, so dass wir nach dem Abendessen unser Dosenbier für umgerechnet 6 Euro unter einem herrlichen Sternenhimmel auf der Terrasse genießen konnten. Leise, ja schon fast heimlich fragte der Mann hinterm Kiosktresen, als wir uns noch einen Schokoriegel und ein Erfrischungsgetränk gekauft haben: "Do you want a beer?" Da sagten wir nicht nein. Und grad süffig wars. Die Nacht war sehr kalt dafür aber der nächste Morgen umso sonniger. Nach dem Frühstück fuhren wir den Berg wieder hinunter und zurück nach Al Hamra. Dort suchten wir den Abzweig nach Hat. Nach ein paar Kilometern gings wieder steil den Berg hinauf. Bis zum Pass auf 2000 Meter war die Straße geteert. Doch gleich dahinter nahm eine abenteuerliche Pistenfahrt seinen Anfang. Gestern Abend sprach ich noch mit einem Mann, der ursprünglich auch diese Route über die Berge nehmen wollte. Allerdings wurde ihm von mehreren Leuten tunlichst davon abgeraten, da die Strecke sehr gefährlich sein soll. Seine Frau hätte sowieso recht viel Angst. Hm, was tun sprach Zeus. Wir beratschlagten dann kurz und waren uns einig, dass wir diese Strecke doch versuchen sollten. Zumal im Reiseführer steht, dass es landschaftlich sehr lohnenswert sein soll. Tja und so standen wir jetzt am Anfang der Schotterpiste, die steil und in engen Kurven abwärts ging. Der Weg war teilweise kaum breiter als unser Jeep. Sehr spannend wars immer, wenn von unten Gegenverkehr nahte. Ich traute mich teilweise gar nicht aus dem Fenster schauen so steil war der Abhang. Teilweise konnte man richtig gut fahren, wenn die Piste ein wenig flacher war. Doch hinter der nächsten Kurve lauerte dann schon wieder die nächste Spitzkehre mit einem - gefühlten - 90%igen Gefälle. Rundherum türmten sich die Berge auf und rückten manchmal ganz nahe an die Piste heran mit bröckeligen Überhängen und Felsnasen. Die Aussichten, die sich uns boten waren einfach gigantisch. Irgendwann kamen wir im Oasendorf Hat an. Das ließen wir allerdings links liegen und zuckelten weiter Richtung Wadi Bani Awf. Durch dieses, dicht mit Palmenbestand bewachsenen Wadi führte die Piste dann etwas ebenmäßiger dahin. Irgendwann erreichten wir dann wieder die Hauptstraße und bogen dann rechts Richtung Nakhl ab. Was für ein Ritt! Es hat sich aber gelohnt und wir waren froh, nicht auf die Befürchtungen des Typen gehört zu haben. Denn da hätten wir schlichtweg was verpasst. In Nakhl besuchten wir das dortige Fort. Die Festung thront auf einer 30 Meter hohen Mauer und wurde in den 1990er Jahren vollständig renoviert. Alle Räume sind liebevoll mit den verschiedensten Gegenständen aus vergangenen Zeiten ausgestattet. Die berühmten Schnabelkannen, verschiedenartige Tongefäße wie Krüge und Vorratsbehälter, bunte Sitzkissen, alte orientalische Teppiche, Bücher, alte Säbel und sogar Feuerwaffen. Nach der Besichtigung fuhren wir weiter nach Muscat, unserem letzten Ziel. Wir wohnen im Stadteil Ruwi. Leider nicht besonders spektakulär. Wir schauten uns heute noch den Uhrenturm an und verzogen uns dann ins Hotel. Dort warten wir jetzt auf den Roomservice. Dieser bringt uns leckeres Steak mit Pommes. Wie lecker ist das denn! Morgen schaun wir mal was im Souk los ist und müssen nun endlich mal die omanischen Rial unter die Leute bringen. Denn wie gesagt, wir werdens kaum mehr ausgeben können :-). Na dann, bis morgen.

Tag 8 Sonntag, 18.11.2012 Muscat
Wir hatten heute einen ganzen Tag in Muscat zur Verfügung. Muscat, die sagenumwobene und märchenhafte Stadt am Golf von Oman blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Über 10.000 Jahre gehen die Spuren der Besiedelung dort zurück. Auf Grund der geschützten Hafenbucht, die vom Meer her kaum einzusehen ist weil sie von vorgelagerten Inseln und Halbinseln fast verdeckt wird, konnte sich Muscat so zu einer wichtigen Hafenstadt entwickeln. Die Stadt war außerdem leicht zu verteidigen. Die Berge bildeten eine natürliche Mauer und vom Landesinneren konnten so kaum Angriffe stattfinden. Im Jahr 1507 erkannten diese Vorteile auch die Portugiesen und eroberten Muscat. 150 Jahre lang stand Muscat deshalb unter portugiesischer Herrschaft. Zur Verteidigung errichteten die Eroberer zwei mächtige Forts. Fort Mirani und Fort Jalali. Beide sind heute im Besitz des Sultanats und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Da in Muscat immer schon Seehandel betrieben wurde, orientierte sich die Stadt eher seewärts als zur Arabischen Halbinsel hin. Internationalität und Offenheit gehören deshalb bis zum heutigen Tag zu Muscat, das dennoch eine arabische Stadt geblieben ist. Und in diese tauchten wir heute ein. Am Vormittag schlenderten wir durch die verwinkelten Soukgassen. Überall duftete es nach Weihrauch und anderem Räucherwerk. Der ganze Souk ist überdacht, so dass man bei angenehmen Temperaturen bummeln kann. Die Händler verhalten sich jedoch grenzwertig. Einige werden schon etwas aufdringlich und schwingen dir die Pashmina-Schals entgegen. Zu verdanken hat der Souk das wahrscheinlich den vielen Kreuzfahrttouristen die wie Heuschrecken in den Souk einfallen. Ich mag mir gar nicht vorstellen wie das in wenigen Jahren wohl der Fall sein wird. Die Händler zupfen dann womöglich am Ärmel und schleifen den irritierten Touristen dann gleich in den Laden wo er zu völlig überteuerten Preisen Billigwaren vom indischen Subkontinent kaufen muss, ehe er wieder gehen darf. Aber noch ist es Gott sei Dank nicht so weit. Nach dem Soukbummel und ersten Einkäufen fuhren wir in die Altstadt von Muscat und schauten uns dort den Palast Al Alam an. Dort arbeitet Sultan Qaboos. Für einen Palast eher dezent gehalten und gar nicht protzig. Die goldenen Schilde vor den Eingangstoren waren auf Hochglanz poliert und blitzten mit der Sonne um die Wette. Danach fuhren wir zurück zum Hotel. Kurze Zeit später fuhren wir an den Strand an dem die Portugiesen 1507 anlandeten bevor sie unter dem Kommando von Alfonso de Albuquerque die Stadt eroberten und ihrem riesigen Kolonialreich einverleibten. Später am Nachmittag suchten wir noch einmal den Souk auf. Jetzt waren mehr Einheimische unterwegs und die Atmosphäre war jetzt viel orientalischer. In einem Silberladen kauften wir eine kleine versilberte Schnabelkanne. Echtes Silber ist auch hier kaum bezahlbar. Ein kleines Döschen, 90 Gramm schwer, kostete umgerechnet 120 Euro. Das war auch uns entschieden zu viel. Wir suchten deshalb noch einmal den Händler vom Vormittag auf und kauften wie die Berserker Pashmina- und Kaschmirschals ein. Mit prallen Tüten schlenderten wir wieder zum Auto zurück und schlängelten uns durch den Feierabendverkehr zurück zum Hotel. Nach einem leckeren Abendessen und einer erfrischenden Dusche packen wir dann noch unsere Koffer. Morgen wollen wir dann die Große Moschee noch anschaun bevor wir zum Flughafen aufbrechen. So, ich bin k.o. und muss mich jetzt ein wenig liegend aufbewahren. Bis dann.

Tag 9 Montag, 19.11.2012 Rückflug von Muscat nach München
Bevor wir dieses großartige Land verließen, besuchten wir noch das letzte Highlight unserer Reise. Die Sultan Quaboos Grand Mosque. Diese Moschee dürfen auch Nichtmuslime besichtigen und bildet daher eine große Ausnahme. Denn normalerweise ist Nichtmuslimen der Zutritt zu diesen Gotteshäusern strengstens verboten. Ein paar Auflagen müssen allerdings beachtet werden. Lange Hosen, keine T-Shirts und für Frauen ein Kopftuch sind vorgeschrieben. Und so packten wir uns am Parkplatz erst mal ordentlich ein. Bei über 30 Grad nicht gerade spaßig. Wir gingen durch die sehr gepflegte Parkanlage und erreichten dann den Gebetsraum der Frauen. Der Raum ist bis auf die kunstvollen Lüster an der Holzdecke sehr schlicht gehalten. Ganz anders als der Gebetsraum für die Männer. Hier stockt einem der Atem wenn man diesen durch die übermannshohen handgeschnitzten Holztüren eintritt. Diese Halle bietet Platz für über 6000 Gläubige und misst 4.300 m². Genauso groß ist auch der handgeknüpfte persische Teppich. Dieses Meisterwerk wurde in 3-jähriger Handarbeit von mehreren Hundert Teppichknüpfern hergestellt und wiegt insgesamt 22 Tonnen. Die passgenauen Einzelteile wurden vom Iran nach Muscat transportiert und dann vor Ort zusammengenäht. Vor einigen Jahren wurde der Gebetsteppich von einem britischen Auktionshaus auf 5,2 Millionen US-Dollar geschätzt. Einfach gigantisch! Über diesen Raum wölbt sich eine 50 Meter hohe Kuppel. Darunter hängt ein 8 Tonnen schwerer Lüster aus tausenden Svarowski-Kristallen. Einfach schier atemberaubend! Wir schlenderten durch diese riesige Halle - immer auf den Stoffbahnen bleibend, denn "Nichtgläubige" dürfen diesen Teppich nicht berühren oder betreten, und staunten und staunten. Danach gingen wir noch einmal außen um die Moschee herum und zurück zum Auto. Am Flughafen gaben wir unseren Jeep wieder zurück und checkten ein. Hinter dem Securitycheck bummelten wir noch durch ein paar Läden und aßen ein leckeres Shawarma. Unser Flug ging pünktlich und verlief genauso ruhig und angenehm wie schon eine Woche zuvor der Hinflug. Sechseinhalb Stunden später landeten wir bei Nebel, Dunkelheit und knackigen Temperaturen wieder in München.

Oman war nicht unser erstes arabisches Land welches wir bereist haben. Allerdings herrschte hier wirklich noch die altarabische Lebensweise und man merkt, dass der Tourismus hier noch sehr jung ist. Wir wurden von den Omanis freundlich empfangen. Sie alle waren stehts hilfsbereit und immer höflich. Es bleibt zu hoffen, dass der Massentourismus durch die Kreuzfahrtschiffe die hier regelmässig und seit einigen Jahren anlegen, dieses schöne Land nicht zu Grunde richtet und es sich den Charme des alten Arabiens noch lange bewahrt. Auch wenn Sultan Qaboos diese Zeilen wahrscheinlich niemals lesen wird, ich wünsche ihm, dass er sein Land immer weise und gerecht regieren kann und er darauf aufpasst, dass die Touristen auch noch in 20 Jahren gerne sein Land besuchen. Inshallah!


Von unseren vielen Fotos sind ein paar davon im nachfolgenden Album. Viel Spaß beim Anschaun!