Unser zweiter Urlaub im Jahre des Herrn 2014 führt uns nach Portugal auf die iberische Halbinsel. Diese Reise haben wir von vorne bis hinten selbst organisiert, also alles ohne Reiseveranstalter. Von den Flügen über das Mietauto, alle Unterkünfte und sogar ein Roadbook haben wir uns alles selbst zusammengestellt. Von Portugal aus brachen so berühmte Entdecker und Seefahrer wie Vasco da Gama auf um neues Land und Seewege zu finden. Soviel haben wir jetzt nicht vor und fahren deshalb von Lissabon aus ein wenig nach Norden, dann durchs Landesinnere und erkunden dann später die untere Hälfte von Portugal. An der Algarve entlang und an der Atlantikküste wieder hinauf zurück nach Lissabon wo wir die letzten 3 Tage unserer Reise verbringen. Also, wir sind gespannt. Und schon geht's los mit meinem Reisetagebuch. Viel Spaß beim Lesen!



Tag 1, Freitag 03.10.2014 von München nach Lissabon und nach Obidos
Neblig wars und schon so ein richtig trüber Herbsttag als uns mein Papa um kurz vor 9 Uhr heute raus zum Flughafen kutschierte. Dort angekommen, schnell die Koffer einchecken und dann lecker Frühstücken gehen. Gesagt getan. Wir machten den großen Einkehrschwung beim Käfer und bestellten zweimal das Schlemmerfrühstück mit frischgepresstem O-Saft, Spiegelei, Cappucchino, Wurst, Käse und noch vielem mehr. Oh wie war das lecker. Ohne Mampf kein Kampf, heißt es. So gestärkt konnte es nun endlich losgehen nach Lissabon. Der Flug hatte leider eine halbe Stunde Verspätung, aber was macht das schon wenn man Urlaub hat. Dafür war der Flug dann sehr angenehm. Über Frankreich und Spanien (der Pilot faselte was von Pamplona) direkt nach Portugal. Der Landeanflug war schon mal echt toll. Man konnte ganz Lissabon sehen, die Tejo-Mündung, den Torre de Belem und das Denkmal für Heinrich dem Seefahrer. Auch unser Auto hatten wir relativ schnell. Ein weißer Mini. Schnell noch unseren Bruce (ja unser Navi darf dieses Mal auch wieder mitfahren) an den Zigarettenanzünder angestöpselt und schon gings los. Auf nach Obidos unserer ersten Station. Nach einer knappen Stunde Fahrt erreichten wir auch schon unsere erste Unterkunft. Das Casa d`Obidos. Das Haus muss wohl mal so was wie ein Gutshof gewesen sein. Relativ alt und 4 Meter hohe Decken überall. Die Dielen am Boden knarzen und alles ist im Stil um 1900 eingerichtet. Nach dem Auspacken sind wir gleich nochmal los und bummelten ein wenig durch den Ort. Obidos ist das portugiesische Rothenburg ob der Tauber. Überall verwinkelte Gassen, alte Häuser, eine Stadtmauer mit begehbarem Mauerring. Lauschige Plätze tun sich unvermittelt auf und an vielen Häuserecken wachsen üppige Blumen. Wir haben eine Kirche entdeckt, deren Innenraum kunstvoll mit vielen Azulejos, das sind die weiß-blauen Fliesen die es hier gibt, ausgeschmückt ist. Das sieht toll aus! Als sich der Hunger meldete kehrten wir in eine urige Kneipe ein. Von außen war diese nur als "Snack-Bar" gekennzeichnet. Aber so lecker gespeist haben wir schon lang nicht mehr. Saftige Rinderlende mit Reis und Salat für beide inklusive Getränke für nicht mal 30 Euro. Das kann sich sehen lassen. So und jetzt sitzen wir auf dem Zimmer und werden uns bald in die Horizontale begeben. Morgen haben wir viel vor und wollen uns die Umgebung von Obidos anschaun. Also dann, machts gut derweil.

Tag 2, Samstag 04.10.2014 Die Umgebung von Obidos
Hier im Hotel wird in zwei Schichten gefrühstückt, weil man nämlich ganz gemütlich um einen ovalen Tisch herum sitzt. Auf dem Tisch stehen mehrere Brotkörbe, Wurst- und Käseplatten, Marmelade, Obst und Kuchen. Alle Gäste haben nämlich nicht am Tisch Platz und deshalb gibt es dieses Schichtsystem. Nette, ältere Damen kommen immer mit der Kaffeekanne und schenken nach. Richtig gemütlich. Wir fuhren dann zunächst nach Alcobaca wo wir die Klosterkirche besichtigt haben. Hier ruhen im Querschiff der Kirche König Pedro I. und seine Geliebte Ines de Castro. Auf Wunsch Pedros wurden die Grabmäler einander gegenüber aufgestellt, so dass sich die beiden Liebenden bei der Auferstehung sogleich erblicken können. Weiter gings für uns dann nach Batalha. Dort wartete das Kloster Batalha auf uns. Das Kloster ist der heiligen Maria de Sieges geweiht und ist Sinnbild für die Unabhängigkeit Portugals von Spanien. Vor der legendären Schlacht (portug. = batalha) bei Aljubarrota im Jahr 1385 legte König Joao I. das Gelübde ab, dass er im Fall eines Sieges ein Kloster gründen werde. Tja, König Joao hat gewonnen und deshalb kann die Nachwelt dieses beeindruckende Bauwerk nun besichtigen. Im Kapitelsaal ruhen zwei unbekannte Soldaten aus dem ersten Weltkrieg. An deren Grabmal steht ständig eine Ehrenwache. Wir hatten Glück und konnten die Wachablösung sehen. Diese wird richtig zelebriert, mit einmarschieren und Waffenappell. Später gings dann weiter in den berühmten Wallfahrtsort Fatima. Hier soll den drei Hirtenkindern am 13. Mai 1917 und anschließend jeweils am 13. Eines Monats bis Oktober die Virgem do Rosario - die Muttergottes vom Rosenkranz erschienen sein. Eines der Kinder wurde bereits seelig gesprochen. Die Kirche verhielt sich den Visionen gegenüber sehr skeptisch, nachdem jedoch ein merkwürdiges Naturschauspiel in Fatima stattfand und es dann noch zu wundersamen Krankenheilungen kam, untersuchten die kirchlichen Behörden die Vorfälle und erkannte den Madonnenkult von Fatima 1930 schließlich offiziell an. Wir spendeten für unsere Lieben Kerzen und ließen die Atmosphäre des gigantischen Platzes auf uns wirken. Viele Gläubige überqueren diesen auf Knien und bitten dabei um Vergebung ihrer Sünden und um Heilung ihrer Krankheiten. Danach fuhren wir noch nach Tomar und besichtigten dort das Convento Christo. Die Christusritterburg. Die Burg war ehemals im Besitz der Tempelritter. Als der Orden aufgelöst wurde, fiel die Burg an deren Nachfahren. Die Christusritter. Innen gibt es noch die alte Templerkirche aus dem 12. Jahrhundert zu bestaunen. Diese wurde nach dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem als sechzehnseitiger Zentralbau errichtet. Der Innenraum ist reichhaltig mit vergoldeten Holzschnitzereien, Fresken und Statuen geschmückt. Außerdem kann man noch das Kloster und viele verschiedene Räume dort anschaun. Man kann sich fast verlaufen, so verwinkelt ist alles. Von einer ehemaligen Mönchszelle im Dormitorium hat man einen tollen Blick auf das berühmte Fenster von Tomar. Das Fenster ist im Manuelischen Stil (eigener Stil in der Spätgotik) gestaltet und ist geradezu überladen mit Schnörkeln, steinernen Gürtelschnallen, Korallen, Blüten, Ketten und Knoten. Darüber erkennt man das portugiesische Wappen, die Krone und das Kreuz der Christusritter. Darunter ist ein steinerner Kopf. Wen der Kopf darstellt ist nicht bekannt. Man vermutet den Bildhauer des Fensters: Diogo de Arruda oder einen Seemann und Entdecker. Mit einer Unmenge an Eindrücken traten wir spät am Nachmittag den Heimweg an. Über die Autobahn erreichten wir Obidos in einer Stunde und kehrten dann noch einmal bei der Snack Bar ein. Dort gab es für uns das Nationalgericht der Portugiesen: Bacalhau (Kabeljau) mit Kartoffeln und Gemüse. Sehr sehr lecker. So und jetzt fallen mir auch gleich schon die Augen zu. Also dann ihr Lieben, bis morgen.

Tag 3, Sonntag 05.10.2014 von Obidos nach Evorá
Heute gings nach dem Frühstück wieder weiter auf unserer Rundreise. Wir fuhren über Landstraßen Richtung Evorá. Unterwegs haben wir uns den Steinkreis von Almendres angeschaut. Der Steinkreis besteht aus 95 Menhiren und stammt aus der Megalithkultur (das ist dasselbe Zeitalter wie Stonehenge). Er ist in Ost-West-Richtung ausgerichtet und man spekuliert, dass er zur Bestimmung der Jahreszeiten gedient hat. Möglicherweise hatte er auch astrologische Zwecke. An der Dolmenkapelle sind wir mehrfach einfach vorbeigefahren, da die Beschilderung mehr als dürftig ist. Irgendwann entdeckten wir sie dann an der Straße auf einer Wiese. Das hätte von weitem betrachtet alles sein können. Leider war die Kapelle zugesperrt und so spektakulär war sie jetzt auch nicht. Den Weg zu einem großen Dolmen fanden wir ebenfalls nicht. Wir mussten mehrfach hin und her kurven, bogen dann mal wieder falsch ab und landeten schließlich auf dem Gelände einer Rinderfarm. Also wieder zurück und bei der nächsten Straße rein. Ah, da ein Schild mit dem Dolmen drauf. Die Straße wurde zu einer Schotterpiste und endete dann irgendwo im Nirgendwo. Kein weiteres Schild mehr und keine Wegbeschreibung wo der Dolmen denn nun zu finden ist. Wir beschlossen dann den Dolmen Dolmen sein zu lassen und fuhren direkt nach Evorá. Evorá gabs schon zu Zeiten Julius Cäsars und hieß damals Liberalitas lulia. Im Jahr 715 wurde sie von den Mauren eingenommen, die die Stadt in Yeborah umbenannten. Im 12. Jahrhundert wurde Evorá dann wieder von den Portugiesen zurückerobert. Zwei Jahrhunderte lang war sie Sitz der portugiesischen Könige und galt als einer der ältesten Handelsplätze auf der iberischen Halbinsel. Heute trägt sie den Beinamen "Cidade Museu" (Museumsstadt), da im Zentrum noch viele alte Bauten aus den verschiedensten Jahrhunderten erhalten geblieben sind. Die Fahrt zu unserem Hotel war sehr spektakulär. Bruce lotste uns durch immer engere Gassen und immer wenn wir meinten, enger geht's nicht mehr, gings natürlich noch enger. Zum Schluss musste ich aussteigen und Wolfi mit dem Mini um die Ecke weisen. Es hätte nicht mal mehr eine Zeitung zwischen Außenspiegel und Hausmauer gepasst, so knapp war das. Aber es ging zum Glück alles gut. Am Mini ist noch alles dran. Nachdem wir alles aufs Zimmer geschafft hatten, bummelten wir noch ein bisschen herum und gingen was essen. Morgen wollen wir uns Evorá genauer anschauen und freuen uns auf unzählige schmale Gassen, kleine Läden, alte Gebäude und viel viel Geschichte.

Tag 4, Montag 06.10.2014 Evorá
Heute stürzten wir uns gleich nach dem Frühstück ins Gassengewirr von Evorá. Dank der Straßenkarte vom Hotel waren die tollsten Sehenswürdigkeiten auch schnell gefunden. Als erstes besuchten wir den Römischen Tempel. Welcher Gottheit dieser Tempel gewidmet war weiß man leider nicht genau. Im Volksmund wird er allerdings Diana-Tempel genannt. Auf einem steinernen Sockel stehen einige Säulen. Der Tempel wurde im Jahr 1900 erst ausgegraben und gilt heute als das Wahrzeichen von Evorá. Nur einen Steinwurf weit entfernt steht die große Kathedrale. Mit dem Bau wurde 1186 begonnen. Fertiggestellt wurde sie allerdings erst im 13./14. Jahrhundert. Hier wurden 1497 die Fahnen von Vasco da Gama gesegnet, bevor seine Flotte zur Entdeckungsfahrt nach Indien die Segel setzte. Wir kauften uns ein Ticket für den ganzen Komplex. Zuerst stiegen wir hinauf aufs Dach der Kathedrale. Von dort oben hatten wir einen tollen Blick über die ganze Stadt und den achteckigen Turm. Über schmale Treppen gelangten wir dann wieder nach unten und besichtigten das Kloster mit dem lauschigen Kreuzgang. Gotische Spitzbögen umsäumten den Kreuzgang in dessen Mitte Orangenbäumchen und Hortensienbüsche wuchsen. An den gegenüberliegenden Ecken waren enge dunkle Aufgänge mit einer steilen Wendeltreppe. Natürlich mussten wir auch da noch hinaufkraxeln. Man kam dann auf der Dachterrasse des Kreuzganges raus. Zum Schluss schauten wir uns dann noch die Kathedrale von innen an. Mächtige Sandsteinblöcke wurden für den Innenraum verarbeitet. Auch hier konnte man die persönlichen Gravuren der Steinmetze immer noch gut erkennen. Wir haben sogar ein eingeritztes Strichmännchen entdeckt. Auf den Stufen der Kathedrale machten wir ein kleines Verschnaufpäuschen und bummelten dann weiter zur Knochenkapelle. Die Kapelle ist an den Wänden mit menschlichen Knochen und Schädeln aus dem Mittelalter ausgekleidet. Ein Schild erzählt, dass das alles Knochen der Bevölkerung sind. Sogar ein ganzes Skelett würde an der Wand hängen, hätten es die Restauratoren nicht abgenommen. Die ganze Kirche zu der die Kapelle gehört wird gründlich saniert und renoviert. Auch in der Kapelle waren die Restauratoren am Werkeln. Sie fummelten vorsichtig Schädel, Oberschenkel, Schien- und Wadenbeine und sogar ganze Wirbelsäulen aus den Wänden. Jeder Knochen wurde nummeriert und sorgsam in eine Schachtel gelegt. Soviel Morbides mussten wir erst mal verdauen. Im benachbarten Park gabs ein kleines Café und wir genehmigten uns einen Capuccino. Durch die vielen Gassen welche jede gleich auszusehen scheint, bummelten wir dann zurück zum Hotel. Wir haben sogar noch ein altes Aquädukt entdeckt, das durch die ganze Stadt läuft. Der große Brunnen am Praco do Giraldo wird daraus mit Wasser gespeist. Der Hauptplatz war früher der Schauplatz leidvoller Szenen, denn der Giraldo war die Richtstätte der Inquisition in Evorá. Da es kurz nach Mittag war und wir die schönsten Sehenswürdigkeiten bereits besucht hatten, beschlossen wir noch einen kleinen Ausflug in die nähere Umgebung zu machen. Wir fuhren nach Evoramonte und Estremoz. In Estremoz besuchten wir noch mal ein Straßencafé und über Vila Vicosa gings dann wieder zurück. Dort gibt es mehrere Marmorsteinbrüche und die angeschlossene Industrie dazu. Von der Straße aus konnten wir die tonnenschweren blütenweißen Marmorblöcke sehen. Das wars dann aber auch schon. Die ganzen Städte hier scheinen richtige Geisterstädte zu sein. Kein Mensch unterwegs, und wenn doch, dann hocken die Alten am Straßenrand und warten bis der Tag vorbeigeht. Die Geschäfte sind zu und die Rollläden an den Fenstern ebenso. Echt komisch. Am Abend waren wir dann noch am Praco do Giraldo lecker essen. Morgen packen wir hier wieder zusammen und dann geht's wieder los. Immer weiter Richtung Süden. Also dann, bis morgen. Dann aus Beja.

Tag 5, Dienstag 07.10.2014 von Evorá nach Beja
Am Morgen lag noch dicker Nebel über der Stadt und hüllte alles in einem milchigen, nässelnden Schleier. Also Koffer ins Auto und nix wie weg. Auf dem Weg nach Beja machten wir einige nette Zwischenstopps. Der erste führte uns nach Monsaraz, einem verschlafenen mittelalterlichen Dorf auf einem Hügel. Wir schlenderten ein wenig durch die leeren Gassen und stifteten in der Dorfkirche noch ein paar Kerzen. Und sei der Ort oder das Dorf auch noch so klein, es gibt mindestens eine Kirche. Die tolle Aussicht blieb uns leider verwehrt, denn auch hier war der Himmel wolkenverhangen und neblig. Wir fuhren weiter nach Mourao und besichtigten dort die Burganlage. Leider fehlt an vielen historischen Gebäuden oder Gemäuern die Beschilderung. Wenn eine da ist, dann nur auf portugiesisch. Man konnte hier sogar auf die Burgmauer kraxeln und oben ein bisschen herumlaufen. Da der Himmel nun aufriss und die Sonne durch die immer größer werdenden Wolkenlücken blinzelte, hatten wir einen herrlichen Blick auf Europas größten Stausee, der sich harmonisch in die Landschaft einfügt. Überall ragen kleine Inselchen heraus. Überhaupt ist es hier recht idyllisch. Weite Landschaften und sanfte Hügel auf denen Korkeichen und Olivenbäume wachsen. Dazwischen sieht man immer wieder Schafe und Kühe weiden. Wir stiegen wieder von der Burgmauer herunter und fuhren weiter nach Moura. Dort steht das älteste Karmelitenkloster von Portugal. Leider ist es für Besucher geschlossen. Also wieder rein in unseren Mini und ab nach Serpa. Eine kleine mittelalterliche Stadt wo wir mitten in die Mittagsruhe platzten. Das Castelo hatte zu, die alte Kirche ebenso und auf dem Dorfplatz lag der sprichwörtliche Hund begraben. Von 3 Cafés hatte nur eines geöffnet. Wir saßen dann da, bestimmt eine Viertelstunde lang. Nachdem aber keiner kam um unsere Bestellung aufzunehmen, gingen wir halt wieder. Ok, dann fahren wir gleich weiter nach Beja. Auch Beja gabs schon zu Zeiten der alten Römer und hieß damals Pax Julia. Unser Hotel ist in einem ehemaligen Kloster und wir wohnen quasi in einer "Zelle". Bereits 1268 wurde hier eine Kapelle gebaut aus der dann später das Kloster hervorging. Nachdem wir unsere "Zelle" in Augenschein genommen haben, bummelten wir im Anschluss durch Beja. Wir besuchten das ehemalige Klarissenkloster. Hier lebte die Ordensschwester Mariana Alcoforado die sich 1665 unsterblich ein einen französischen Chevalier verliebte. Als dieser 2 Jahre später wieder nach Frankreich zurück musste, endete leider die Romanze. Mariana schrieb ihrem Liebsten fünf glühende Liebesbriefe die unter dem Namen "Lettres Portugaises" 1669 veröffentlicht und in die Weltliteratur eingingen. Der Dichter Rainer Maria Rilke übersetzte die Briefe ins Deutsche. Wir schlenderten weiter durch die Gassen von Beja und besuchten das Castelo. Der Bergfried ist mit 40 Metern der höchste Burgturm in ganz Portugal und teilweise aus Marmor gebaut. Die Kathedrale von Beja hatte leider zu. Das ist uns hier jetzt auch schon öfters passiert, dass Kirchen einfach zugesperrt sind. Vielleicht hat das damit zu tun, dass jetzt keine Saison mehr ist, oder weil sich halt wenig Touristen hierher verirren. Die typischen Touris lümmeln doch alle faul an der Algarve rum und lassen sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Wir haben keinen blassen Dunst. Wir spazierten dann noch durch die kleine Fußgängerzone und kehrten dann zurück in unser Kloster-Hotel. Dort gehen wir heute auch essen, denn das beste Restaurant ist laut Reiseführer hier im Haus. Morgen geht's dann nach Estoi in der Nähe von Faro. Na dann, vielleicht spukt heute Nacht ein kopfloser Mönch durch die Gänge, hihihihi. So, und Schluss für heute.

Tag 6, Mittwoch 08.10.2014 von Beja nach Estoi
Gestern haben wir echt gut gespeist in unserem Kloster-Hotel. Das Ambiente war echt einmalig. Über uns das Kreuzrippengewölbe und sphärische Klänge waberten durch die ehemals heiligen Hallen. Echt genial! Heute nach dem Frühstück haben wir außerdem noch eine gotische Kapelle entdeckt. Wunderschön. Nachdem wir alles wieder in unserem Mini verstaut und ausgecheckt hatten brachen wir Richtung Algarve auf. Die Fahrt verlief äußerst entspannt durch eine herrliche Landschaft. Sanft geschwungene Hügel mit Korkeichenwäldern und Olivenbäumchen säumten beidseitig die Straße. In Tavira legten wir einen Zwischenstopp ein. Tavira ist nur 20 km von der spanischen Grenze entfernt und wird auch als das portugiesische Venedig bezeichnet. Das kommt daher, weil Tavira auch in einer Lagune liegt und keinen Zugang zum offenen Meer hat. Ansonsten ist der Vergleich etwas euphorisch gemeint. Hier ist jedenfalls alles fest in deutscher Hand und auch der Tourismus läuft auf Hochtouren. Überall Cafés die auch geöffnet haben und in denen Leute sitzen. Also nix wie rein und die herrliche Sonne genießen. Überall hörte man deutsche Dialekte und sogar ein alter VW-Bully mit Mühldorfer Kennzeichen fuhr vorbei. Am Steuer so ein abgerissener Aussteigertyp mit Rauschebart und Hippie-Matte auf dem Kopf. Wir saßen noch eine ganze Weile im Café und beobachteten die vorbeiflanierenden Leute. Einfach herrlich! Anschließend bummelten wir noch ein wenig durch den kleinen Ort. Wir besuchten die ehemalige maurische Burganlage von der leider nur noch wenige Mauern und der Burgturm erhalten sind. Innen ist ein kleiner botanischer Garten angelegt. Es duftete überall nach den unterschiedlichsten Blüten und Blumen. Hibiscus blühte in allen Farben und in der Ecke konnte man einen riesigen Gummibaum bewundern. Nach dem kleinen Stadtbummel schlenderten wir wieder zu unserem Auto zurück und machten uns wieder auf den Weg. Bruce führte uns über mehrere Schleichwege nach Estoi und in unser nächstes Hotel. Dem Palacio de Estoi. Ein ehemaliger Renaissance-Palast aus dem 17. Jahrhundert. Klingt jetzt voll toll, gell, aber der Palast ist nur Fassade. Die Zimmer sind alle unterirdisch am Hang in einer Art Bunker untergebracht. 64 Stufen führen eine steile Treppe hinunter und auf 3 Ebenen gelangt man dann zu den Zimmern. Diese sind im krassen Gegensatz zum Palast sehr modern ausgestattet. Weißes Mobiliar im Retro-Style und Kabel-TV. Aber der Palast macht schon was her. Es gibt einen Spiegelsaal der - wie der Palast außen ganz in zarten Rosatönen gehalten ist. An den Wänden und der Decke kann man weißen Stuck und Puttengemälde bestaunen. Auch die kleine Gartenanlage kann sich sehen lassen. Im Stil eines französischen Rokoko-Gartens stehen um einen Springbrunnen herum geometrische Blumenbeete und kunstvoll zurechtgestutzte Buchsbäumchen. Wir sind mal neugierig ob das Essen im Restaurant genauso lecker ist wie gestern im Kloster. Hier sind wir auch nur heute, denn morgen reisen wir schon wieder weiter. So, das wars für heute meine Lieben.

Tag 7, Donnerstag 09.10.2014 von Estoi nach Lagos
Heute hatten wir ganz viel Pech mit dem Wetter. Bereits in der Früh beim Blick von unserer Bunker-Terrasse graue, tiefhängende Wolken. Es tröpfelte auch leicht. Naja, vielleicht wird's dann in Lagos besser. Also schnell auschecken, rein ins Auto und los. Kurz hinter Estoi gerieten wir schon in die erste Regenfront. Wenigstens wurde so unser Mini wieder sauber. Das Wetter wurde aber mit jedem Kilometer näher an Lagos leider nicht besser. Es hörte zwischendrin zwar schon mal wieder auf, aber kurz drauf fing es umso heftiger wieder zu regnen an. Als wir Lagos erreichten, pritschte es Nähmaschinen vom Himmel. Alles grau in grau, so dass wir erst mal 20 Minuten auf dem Hotelparkplatz im Auto sitzen geblieben sind. Als es endlich mal aufhörte zu schütten, schafften wir die Koffer ins Hotel. Das Zimmer war zum Glück schon fertig. Unser Zimmer hat Hafenblick. Eigentlich ganz prima, aber bei dem Wetter möchte man am liebsten nur noch die Vorhänge zuziehen. So blieb das Wetter auch den ganzen Nachmittag über. Nix wars mit der Bootsfahrt zu den berühmten Grotten der Felsenalgarve. Am Spätnachmittag hörte es dann endlich auf, wie aus Kübeln zu schütten. Wir nutzen die Gunst der Stunde und bummelten hinein in die Altstadt. Lagos hat eine nette, sympathische Fußgängerzone mit vielen kleinen Geschäften und bald an jeder Ecke ein Restaurant. Und diese haben auch geöffnet, hihihihi. Wir ließen uns einen leckeren gegrillten Lachs schmecken. Also kochen können die Portugiesen schon, aber am Service mangelt es leider auch hier. Erst auf Nachfrage bekamen wir Messer und Gabel. Der Hafen von Lagos ist bekannt dafür, dass von hier aus einige geschichtsträchtige Entdeckungsfahrten auf Veranlassung von Heinrich dem Seefahrer ihren Anfang genommen haben. Gil Eanes umsegelte 1434 als Erster das Kap Bojador an der Südküste Marokkos. Bis dahin galten die Gewässer als unschiffbar. Das Meer würde kochen und die Sonne so heiß vom Himmel stechen, dass die Haut schwarz werde. Als Beweis brachte Gil seinem Finanzier Heinrich die Rose von Jericho mit. Im Hafen liegt ein Nachbau einer portugiesischen Karavelle. Das ist der Schiffstyp mit dem die vielen Entdeckungsreisen unternommen wurden. 1488 umsegelte Bartholomeus Dias mit so einem Schiff das Kap der Guten Hoffnung. An der Hafenmauer entlang gingen wir dann wieder zurück zum Hotel. Wir hoffen, dass morgen besseres Wetter ist. Denn nur dann fahren die Boote raus. Naja, wir könnens eh nicht ändern. Das wars dann für heute. Soviel ist auf Grund des miserablen Wetters leider nicht passiert. Na dann, Gute Nacht Ihr da draußen.

Tag 8, Freitag 10.10.2014 Lagos und Umgebung
Beim Blick heute Früh aus dem Fenster wollte man gleich wieder ins Bett steigen. Immer noch alles grau in grau und der Himmel wolkenverhangen. Naja, egal, wir fahren heute trotzdem zum Cabo Sao Vicente raus. Aber erst mal frühstücken. Am Vormittag machten wir uns dann auf die Socken und fuhren an den südwestlichsten Zipfel von Kontinentaleuropa. Erstaunlicherweise war es dort windstill. Wir hatten schon Angst, dass uns der steife Wind hier ordentlich die Frisur versaut. Aber kein Lüftchen regte sich. Dafür massenweise Touristen die mit Flip-Flops und Sandalen auf den vom Regen immer noch glitschigen Felsen herumkraxelten. Wir machten ein paar Fotos und fuhren dann noch an einen anderen Aussichtspunkt. Unten am Strand tummelten sich viele Surfer die auf die perfekte Welle warteten. Wir schauten ihnen ein bisschen zu und fuhren dann wieder zurück nach Lagos. Mittlerweile wurde das Wetter immer freundlicher. Der Himmel zeigte sogar schon ein paar blaue Lücken. Wir parkten unser Auto beim Hotel und gingen wieder in die Stadt hinein. Es gab schließlich in Lagos noch ein paar Sachen anzuschaun. Das Denkmal von Heinrich dem Seefahrer zum Beispiel. Das war nämlich gar kein Seefahrer. Erst die Geschichte hat einen aus ihm gemacht. Heinrich nahm nur an einer längeren Seereise teil. Ansonsten interessierte er sich für Nautik und finanzierte viele Entdeckungsreisen. Unter anderem entdeckte eine von Heinrich finanzierte Flotte die Insel Madeira. Im heutigen Surfer-Paradies Sagres eröffnete er eine Nautikschule. Nicht weit von seinem Denkmal steht der Sklavenmarkt. Lagos wurde auch mit dem Menschenhandel reich. Die aus den entdeckten und eroberten Ländern mitgebrachten Sklaven wurden hier zunächst als Kuriosität ausgestellt und dann verkauft. Wir kauften uns dann noch ein Eis und schauten einem lustigen Straßenmusikanten zu. Die Sonne schien mittlerweile aus allen Knopflöchern und deshalb führte uns unser Weg zurück zum Hafen. Dort kauften wir Tickets für eine Bootsfahrt an die berühmte Felsenküste mit den legendären Grotten. Mit dem kleinen Boot gings dann an der spektakulär zerklüfteten Küste entlang und an bizarren Felsnasen vorbei hinein in die Grotten und Höhlen. Einige haben oben Öffnungen wie ein Kamin. Andere verwandeln sich zu Gestalten mit riesigen Mäulern. Das Boot schaukelte wie wild, als unser Fahrer uns in eine Höhle hineinsteuerte an der sich hinten die Wellen brachen. Wie in einer Waschküche gurgelten Strudel und die Brandungsgischt spritze bis ins Boot hinein. In den unzähligen Nischen und Felsvorsprüngen nisten zahlreiche Möwen und andere Seevögel. Nach einer Stunde schipperten wir wieder zurück in den Hafen und wir hatten richtig weiche Knie als wir wieder an Land gingen. Ein klasse Ausflug! Wir packten schnell den Rucksack um und machten uns dann wieder auf in die Stadt zum Essen. Heute bekamen wir sofort Besteck und das Steak nach portugiesischer Art war superlecker. Morgen räumen wir hier wieder das Feld und starten zu unserer vorletzten Station nach Sesimbra. Also dann, machts gut derweil.

Tag 9, Samstag 11.10.2014 von Lagos nach Sesimbra
Bei bedecktem Himmel brachen wir heute kurz nach 9 Uhr in Lagos auf und machten uns auf den Weg nach Sesimbra. Schon kurz hinter Lagos begann es zu tröpfeln und bald darauf schüttete es wieder ohne Ende. Wir hatten die Hoffnung, dass es vielleicht am ersten Aussichtspunkt ein wenig heller werden würde. Aber leider weit gefehlt. Der Wind trieb dicke Regentropfen vom Meer aufs Land und verhagelte uns die tolle Aussicht auf die steil abfallenden Klippen. Also wieder schnell zurück ins Auto, denn es war auch empfindlich kühl. 30 Kilometer weiter, so hofften wir, wird's wohl besser ausschaun. Am Cabo Sadao steht ein Leuchtturm und in den Klippen kann man mit Glück das Storchenpaar sehen das hier sein Nest hat. Aber wir konnten gar nicht aussteigen. Es goss wie aus Eimern. Also weiter. 50 Kilometer weiter wartete Sines auf uns. Sines ist die Geburtsstadt von Vasco da Gama. Im Juli 1497 brach er auf um den Seeweg nach Indien zu finden. Am 22. November umsegelten seine Schiffe das Kap der Guten Hoffnung und im Mai 1498 ging er vor der Küste Vorderindiens vor Anker. Im Oktober des gleichen Jahres trat er die Rückreise an und lief 1499 im Hafen von Lissabon ein. Er kehrte zwar mit leeren Händen zurück, dennoch empfand man in der damaligen Welt Neid und Bewunderung für den Entdecker der den Kontakt zu den Gewürzländern herstellte. Die zweite Indienreise unternahm Vasco dann 1502/1503. Jetzt aber an der Spitze einer Armada die Handelsbeziehungen aufnehmen sollte. Zu seiner dritten und letzten Indienreise brach er 1524 auf. Nach seiner Rückkehr erkrankte er wenige Monate später an einer unbekannten Krankheit. Er starb am Heiligen Abend des Jahres 1524. In Sines wollten wir eigentlich ein bisschen herumlaufen. Aber daraus wurde nix. Auch hier regnete es Nähmaschinen vom Himmel und es riss keinen Millimeter weit auf. Das kleine mittelalterliche Bergdorf Santiago do Cacem ließen wir gleich sausen. Also neues Ziel für Bruce eingespeichert und dieses lautete Sesimbra. Dort übernachten wir heute. Auf den letzten Kilometern wurde es immer heller und als wir Sesimbra am frühen Nachmittag erreichten schien die Sonne vom weiß blauen Himmel. Wir schafften schnell unser Gerödel aufs Zimmer und unternahmen danach einen kleinen Stadtbummel. Im alten Fort direkt am Strand tranken wir im Café einen Kaffee und aßen ein pappsüßes Teilchen dazu. Aber die Sonne ließ sich leider nicht lange sehen. Schon auf dem Meer erkannten wir die dunkle Regenfront und als wir zurück im Zimmer waren machte der Himmel auch schon wieder zu und öffnete erneut die Schleusen. Die Brandung wurde ohrenbetäubend laut und die kleinen Fischerboote die noch draußen auf See waren steuerten auf dem schnellsten Weg den kleinen Hafen an. Ei ei ei… schon wieder so ein Regentag! Wir kümmern uns jetzt dann noch um die Nahrungsaufnahme und morgen starten wir dann nach Lissabon. Hoffentlich dann mit 1a Superwetter! Bis dann Ihr Lieben.

Tag 10, Sonntag 12.10.2014 von Sesimbra nach Lissabon
Und schon wieder fuhren wir bei unbeständigem Schauerwetter heute früh los. Nachdem aber zwischen den kurzen aber heftigen Schauern immer wieder die Sonne zum Vorschein kam, führte uns unser Weg zum Cabo Espichel hinaus. Wir parkten unseren Mini am Leuchtturm und stiegen aus. Steife Windböen zerstörten erst mal meine Frisur. Da bereits wieder der Regen einsetzte aber gleichzeitig die Sonne durch eine blaue Lücke am Himmel blinzelte konnten wir einen schönen Regenbogen über dem Meer sehen. Schnell machten wir ein paar Fotos und flitzten dann wieder so schnell es die Böen zuließen zum Auto. Wir konnten grad noch die Türen schließen, bevor der heranrollende Schauer vom Meer aufs Land traf und es wieder wie blöd zu schütten begann. Nicht weit vom Leuchtturm entfernt steht die Kirche Nossa Senora de Cabo Espichel. Wir konnten trockenen Fußes den Weg hinein in die Kirche antreten, denn das Regenspektakel dauerte nur wenige Minuten. Wir zündeten wieder ein paar Kerzen für unsere Lieben zu Hause an und machten uns dann wieder auf den Weg. Über die Autobahn und Europas längste Brücke, die Ponte de Vasco da Gama fuhren wir nach Lissabon. Die Brücke spannt sich 17 Kilometer über die Tejo-Mündung. Der Tejo entspringt in Spanien und mündet dann in Lissabon in den Atlantik. Wir fuhren um Lissabon herum und wollten dann in Sintra tolle alte Paläste anschaun. Aber leider, ihr ahnt es bestimmt schon. Regen und Wind machten einen gemütlichen Bummel unmöglich. Also weiter. Das nächste Ziel für Bruce hieß Cabo da Roca. Das ist der westlichste Punkt von Europa. Als wir hier ankamen peitschte der Wind in Orkanstärke und gefühlten 200 km/h um die Klippen. Wir hatten echt Mühe einen Fuß vor den anderen zu setzen. Sogar das Atmen viel extrem schwer. Aber wir hatten eine Mordsgaudi! Der Atlantik donnerte die Wellen mit einer unbändigen Kraft an die Steilküste und der Wind fetzte uns fast die Klamotten vom Leib. Wenn man solche Naturgewalten sieht, spürt man wieder wie klein und nichtig man als Mensch auf der Welt ist. Die Imbissbude "Letzte Bratwurst vor Amerika" war leider nicht am Kap. Im Internet konnten wir lesen, dass der Verkauf immer von der Windstärke abhängig ist. Ich hätte mir nicht vorstellen können, bei diesem Sturm auch noch eine Bratwurst zu essen. Die Wurst wäre ja schier von der Gabel geweht und das Ketchup überall verteilt worden. Eine lustige Vorstellung! Wir stiegen also wieder in unser Auto ein, fütterten Bruce mit der Adresse vom Hotel in Lissabon und schon gings wieder los. Eine halbe Stunde später erreichten wir unser Heim für die nächsten Tage. Wir checkten ein, packten unser Zeug aus und zogen dann gleich wieder los. Da meine Frisur eh schon im Eimer war, zog ich mir gleich die Kapuze über den Kopf, denn es setzte bereits wieder ekliger Nieselregen ein. Wir kauften uns erst mal ein 4-Tage-Ticket für die Metro und fuhren damit zum Rossio. Das ist der zentrale Platz in Lissabon. Von da aus tigerten wir ein wenig durch die Fußgängerzone. Immer wieder mussten wir kurz unter Baldachine vor Geschäften Unterschlupf suchen, denn es kam ein Schauer nach dem anderen vom Himmel. Irgendwann reichte es uns und wir steuerten ein Restaurant an. Ein prima Italiener. Dort gabs erst mal was zu essen. Als wir wieder aus dem Lokal herauskamen nieselte es schon wieder. Oh mein Gott, geht das jetzt die nächsten Tage hier so weiter? Wir flitzten zur nächsten Metrostation und fuhren zurück in unser Hotel. Zur Hölle mit dem Verdauungsspaziergang heute! Morgen wollen wir mit den roten Hop-on-Hop-off-Sightseeingbussen herumfahren. Da freu ich mich drauf, denn bisher haben wir das schon in einigen Städten gemacht. Man erfährt vom Band über Kopfhörer viel Interessantes von der Stadt. Also drückt mal die Daumen, dass sich morgen die Sonne vielleicht mal ein bisschen öfter sehen lässt. Na dann, schlaft schön ihr da draußen, bis morgen.

Tag 11, Montag bis Tag 13, 15.10.2014 Lissabon
Die letzten Tage unserer kleinen Portugalrundfahrt verbrachten wir in Lissabon. Am 1. November 1755 wurde Lissabon von einem verheerenden Erdbeben zusammen mit einem Großbrand und einem darauf folgenden Tsunami fast vollständig zerstört. Der Marquis de Pombal übernahm damals den Wiederaufbau und kümmerte sich darum, dass die Toten anständig bestattet wurden. Die Unterstadt wurde in einer Art Schachbrettmuster wieder aufgebaut. Diese Struktur ist bis heute sichtbar. Als wir in Lissabon ankamen bummelten wir durch die vielen kleinen Gassen und großen Prachtstraßen hinunter zum Tejo-Ufer. Nach einem leckeren Essen beim Italiener ließen wir den Tag noch gemütlich ausklingen und schmiedeten Pläne für die kommenden Tage. Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der roten Sightseeing-Busse. Mit dem Hop-on-Hop-off-Ticket fuhren wir kreuz und quer durch die Stadt und lauschen über Kopfhörer den Erzählungen über Gebäude, Plätze und berühmte Persönlichkeiten der Stadt. Immer wieder stiegen wir aus und besuchten unter anderem den Torre de Belem und das Denkmal der Entdeckungen. Vor dem großen Platz war ein schönes Mosaik aus Marmor. Es zeigte die Weltkarte und alle Entdeckungen der Portugiesen mit jeweiliger Jahreszahl. Das Denkmal der Entdeckungen ziert eine Menge an historischen Berühmtheiten. Allen voran Heinrich der Seefahrer, der ein kleines Schiff in den Händen hält. Wir besuchten das Grabmal von Vasco da Gama im Kloster des heiligen Geronimo und probierten die legendären Cremetörtchen, die Pastais de Belém. Total kaputt und müde fielen wir am Abend im Hotel ins Bett. Am anderen Tag fuhren wir mit dem Bus hinauf zum Castelo de Sao Jorge. Von dort hatten wir einen spektakulären Blick auf die ganze Stadt. Leider war der Himmel wieder voller Wolken und es wehte ein kalter Wind. Der Rückweg führte uns vorbei an der altehrwürdigen Kathedrale von Lissabon. Der Legende nach wurde sie auf den Ruinen einer Moschee der Mauren erbaut. An der Trambahnhaltestelle warteten wir auf die Linie 28. Ein absolutes Muss eines jeden Lissabonbesuchs ist es, einmal mit dieser Trambahn zu fahren. Die Gleise führen bergauf und bergab durch enge Gassen und um knifflige Kurven. Die Trambahn kam und wir quetschten uns hinein. Bald darauf wurden zwei Plätze frei und so konnten wir die Fahrt entspannt genießen. Wir rumpelten die Hügel hinauf und bergab quietschten die Bremsen. Wir hatten jede Menge Spaß! Lissabon machte auf uns dennoch einen etwas maroden und schmuddeligen Eindruck. Viele alte Häuser werden nur durch ein Stahlkorsett am Zusammenfallen gehindert. Viele Fenster sind zugemauert und man hat in manchen Ecken der Stadt den Eindruck, dass hier gar nichts mehr zu retten ist und einfach dem Verfall preisgegeben wird. Portugal an sich war jetzt schon schön und eine Reise wert, aber es wird auch der einzige Besuch bleiben. In vielen Städten ist man auf Touristen nicht eingerichtet und im Restaurant bekommt man teilweise Besteck erst auf Nachfrage. Vielleicht waren wir aber auch zu spät im Jahr in Portugal. Vielleicht ist es in der Hochsaison anders. Alles in allem verbrachten wir dort herrliche Tage, hatten wunderschöne Hotels und genossen die landestypischen Spezialitäten in kleinen Lokalen. Am 16. Oktober packten wir nach dem Frühstück wieder alles zusammen und fuhren zum Flughafen. Dort gaben wir unseren Mini zurück und warteten auf den Heimflug. Am Abend betraten wir dann wieder unser kuscheliges Zuhause das Dank Mami schon gemütlich beheizt war. :-)